Bettina hatte Stil. Etwas hilflos zupfte er an T-Shirts, Blusen, Röcken und Strümpfen und zog einen blauen durchsichtigen BH von einem Kleiderbügel. “Darin erfriere ich aber”, lachte sie. “Soll ich ihn anprobieren? Bevor Thomas antworten konnte, zog sie sich das weisse Unterhemd über den Kopf und entblösste so ihren Busen. Thomas´ Augen waren gross wie Teller. “Darf ich mal...” sagte er mit trockener Kehle und berührte ihre linke Brustwarze. “BERATEN ist nicht BERÜHREN”, sagte sie und trat einen Schritt zurück. Ihre Brüste fanden nur knapp Platz im sinnlichen Kleidungsstück; Bettina nahm die Sache selbst an die Hand, zog einen schwarzen Rollkragenpulli über und schlüpfte in eine Daunenjacke. Wie ein Liebespaar verliessen sie den Raum, verfolgt von neidischen Blicken. “So begehrt möchte ich auch mal sein”, monierte Brigitte und wurde von Maurinde daran erinnert, dass sie sich wohl kaum beklagen konnte. Thomas hatte ihretwegen sogar das Liebescamp verlassen müssen.
Nach einem ausgedehnten Dorfspaziergang und einem langen Gespräch, in dem Bettina und Thomas noch auf andere Gemeinsamkeiten stiessen als auf die Rolling Stones-Vorliebe, stellte er ihr die Kardinalfrage. “Darf ich Dich fotografieren?” Bettina zögerte. “Bilder haben es heutzutage so in sich”, sagte sie. “Du erscheinst eher im Internet, als es Dir lieb ist. “Mir geht es doch nur darum, meine neue Spiegelreflex zu testen.” “Das sagen sie alle, mein lieber Thomas – aber meinetwegen. Wir befinden uns ja in einem Liebeslager, und wenn es Dir wirklich Spass macht...” Thomas drückte wortlos ihre Hand und beschleunigte den Schritt, wie das zehntausende von Männern in seiner Situation auch getan hätten.
Der Männerschlafraum war leer. Martin war mit der Kursleiterin zugange, Jasper rasierte Brigitte, Stefan las am Kaminfeuer, auf dem Sofa neben Maurinde, in der Anthologie einer unbekannten Autorin. “Anita Isiris – die Schokospalte”. Immer wieder huschte ein Lächeln über sein Gesicht, und zwischendurch schielte er sogar lüstern nach Maurinde, die von Boyles “Wassermusik” gefesselt war.
Der Raum, in dem Bettina und Thomas sich näher kamen, war grosszügiger als die Frauenschlafstelle; der Lichteinfall war perfekt für eine Fotosession. Die Betten standen nicht ganz bis an die Fenster, so dass genügend Raum vorhanden war um Posen auszuprobieren. Nach dem üblichen Geplänkel “Ich möchte Dein Gesicht von der Seite aufnehmen” oder “Stell Dich ans Fenster... nein, nicht so, ich habe Gegenlicht” ging es dann endlich zur Sache.
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