Epilog

Der Isiris-Punkt

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Anita Isiris

Während die beiden nackten Frauen es vor dem Kaminfeuer trieben, hatte Martin erst selbstvergessen an seinem Schwanz herumgespielt. Es hätte eine Szene aus einem billigen Pornofilm sein können – mit dem Unterschied, dass sie sich wirklich zutrug. Ausserdem hatten Maria und Maurinde ihre Geilheit nicht nur gespielt, sondern waren wirklich scharf aufeinander gewesen. Marias Schläfen hatten pulsiert. Bald, bald... würde sie ihn in sich spüren, den Martin. Ihn dazu zu bringen, würde ein leichtes Spiel sein. Der gut aussehende Ostfriese mit seinem charmanten Schniedelwutz... wenn bloss ihr Mann das sehen könnte! Was er wohl zuhause in Sardinien trieb? Er war nicht der Frömmste, bei Gott nicht, und hatte sich schon mehrmals an Fulvia, der Gärtnerin, vergriffen. Diese Putana hatte es sich gefallen lassen und liebte es, die rechtschaffene Maria zu provozieren. Vermutlich war es genau das, was Marias Reiz ausmachte: Ihre strenge Erziehung, ihre Rechtschaffenheit, in Kombination mit diesem Luxuskörper, den man eigentlich nur lieben, streicheln, küssen, liebkosen und kitzeln konnte. Martin nahm Maria von hinten; diese stützte sich auf den Kissen ab und hatte Maurindes Füsse vor sich. Die süsse Österreicherin sass auf einem der Lehnstühle und streckte Maria ihre Zehen entgegen. “Lutsch einfach, lutsch”, sagte sie und lächelte verträumt. Oh, wie Martin Marias Prachtshintern liebte! Schon am allerersten Abend hatte er sich in ihre rosa Spalte verliebt und war vor Lust innerlich fast verglüht, als die Kursleiterin zu ihren Pinselreizspielchen angesetzt hatte. Zwecks genauerer Betrachtung zog er Marias Pobacken auseinander und weidete sich an ihrem Anus. Nein, er würde es nicht tun. Zu sehr lockte ihn das appetitliche Pfläumchen, Marias süsses Kätzchen, diese abgöttischen Schamlippen, die matt im Feuer glänzten. Oh, wie geil ihn diese Flammen machten. Und vor ihm... direkt vor ihm... diese wundervolle Sardin. “Ich habe nichts dagegen, wenn sie Dich vögeln”, hatte ihr Mann vor der Abreise zu ihr gesagt. Wie versaut dieser Kerl sein musste! War er das wirklich? Oder ist es tatsächlich so, dass sich fast jeder Mann wünscht, seine Frau mal einem Anderen auszuliefern? Dem Ticketknipser im Kino? Dem Buchhändler um die Ecke? Dem Gemüseverkäufer gar? Oh, Serafino würde seine Maria als laszives, geiles Kätzchen zurückbekommen. Dafür würde er, Martin, mit seinem Schniedelwutz sorgen. Wieder und wieder stiess er in die
Tiefen der Italienerin mit dem zartschmelzenden Blick, dem Blick einer Cassata, und es bewegte seine Seele zutiefst, dass sie seinen Schwanz wirklich zu wollen schien.

Dann entzog sie sich ihm, widmete sich ganz Maurindes gepflegten Füssen. Sie züngelte, kitzelte und leckte, dass es eine helle Freude war, während das Feuer Muster auf ihren Hintern zeichnete. Dann legte sie sich auf den Rücken und bot Martin ihr Kätzchen in der Missionarsstellung dar. Dieser bumste sie genussvoll, während das knisternde Feuer sein Glück überschäumen liess. Dann tasteten Marias Finger nach ihrem Geschlecht. “Aspetti un po”, sagte sie zu Martin, “warte rasch”. Sie berührte sanft ihre Cliti , schloss die Augen und rieb, rieb, rieb... während Martin in aller Sanftheit erneut in sie stiess. Dann suchte Maria ihren Isiris-Punkt. Die Nippel wirkten diesmal wie Riesenpistazien, was den Licht-Schatten-Spielen der Flammen zu verdanken war. Marias schwere Brüste warfen bei jedem von Martins Stössen Wellen. Ihr volles schwarzes Schamhaar wirkte wie der Mittelpunkt der Welt, wie der bewehrte Eingang zu einer warmen, feuchten Höhle, was vollkommen der Wahrheit entsprach. Dann erstarrte Martin für einen kurzen Augenblick. Maria griff in ihre schwarze Ledertasche, die am Kaminsims lehnte, und wühlte nach ihrem Handy. Nach ein paar Tastendrucken hatte sie ihren Mann am Apparat. “Si, mio caro, sto molto, molto bene”, flüsterte sie mit diesem typisch italienischen Timbre. Sie hatte eine Stimme wie Carla Bruni und Laura Pausini zugleich. “Ho aperto le mie gambe per Martino.” Als Martin seinen Namen hörte, legte er eine Hand auf Marias Bauch und nahm sie erneut, mit einem eleganten Schlenker, aus der Hüfte heraus. Maria streichelte mit der Linken ihre Cliti an der legendären, etwas seitlich liegenden Stelle, und wollte ihren Serafino teilhaben lassen an dieser lüsternen Szene. Maurinde hatte die Augen geschlossen und genoss das Prasseln des Feuers. Martin verlangsamte seine Bewegungen und Maria schwebte, im Einklang mit ihm, dem schönsten Orgasmus ihres Lebens entgegen. “Vanno... vengono... qualche volte si fermano...” zitierte sie ein altes italienisches Lied. Dann fehlten ihr endgültig die Worte. Maria stöhnte ins Handy, während ihr Streicheln heftiger wurde. Sie wand sich lustvoll in den Kissen, während Martin mit Stossen immer mal wieder inne hielt, als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich mitging. Dann kam sie mit einem lang gezogenen Seufzer, während er tief in ihr abspritzte. “A presto, mia cara, ti amo”, wäre aus dem Handylautsprecher ertönt, so im Raum das denn einer mitbekommen hätte. Maurinde war aber eingeschlafen, nackt, wie sie war, mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen, während Martin damit beschäftigt war, mit einem Papiertaschentuch sein Sperma von Marias Schamlippen zu tupfen, bevor es auf den Holzboden tropfte.

Vorsichtig, um Maurinde nicht zu wecken, löste Martin die Fixierungen einer Matratze, die an einer der Wände befestigt war, und legte sie auf den Boden. Dann ging er zum Lehnstuhl und schob einen Arm unter Maurindes Knie, mit dem andern stützte er ihre Schultern. Splitternackt, wie sie war, legte er sie auf die Matratze und betrachtete sie interessiert. Dann zückte er sein Handy, stellte die Kamera ein und drückte ab. Intuitiv wusste er – und er war beileibe nicht der Einzige – dass der Kurs früher enden würde als geplant. Die Stimmung war alles andere als animierend; die Kursleiterin war mittlerweile sauer auf alle – möglicherweise bildete Stefan eine Ausnahme. Maria zog sich an, während Martin eine Decke suchte um Maurinde zuzudecken. Dann betrat die Kursleiterin den Leseraum. Sie war von den vergangenen Tagen gezeichnet; ihr Kajal war verwischt und das Haar ungekämmt. “Ich muss mit Euch allen reden”, sagte sie knapp. “Wir sehen uns morgen um 10:00 Uhr im Kursraum.” Wie so oft in den vergangenen Tagen drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und zog die Tür hinter sich ins Schloss.

Hat Dich dieses Gefühl auch schon gepackt? Diese Nostalgie, die ganz tief in den Bauch eindringt? Der Augenblick, in dem Dein heimischer Bahnhof zu sehen ist – nach einer langen und romantischen Urlaubsreise in Schottland? Der Moment, in dem man sich in den Armen liegt, als Klasse, die nach jahrelangem Zusammensein endlich die Schlussprüfungen geschafft hat? Die Stimmung im Kursraum war bedrückt. Es war allen Anwesenden klar, dass die ursprünglich vereinbarten 14 Kurstage nicht eingehalten werden konnten. Irgend etwas war schief gelaufen. Was waren denn die Pläne der Kursleiterin gewesen? War die Suche nach dem Isiris-Punkt wirklich ein wissenschaftliches Projekt? Oder allenfalls bloss ein Vorwand – zwecks Gründung einer Sekte oder so? “Also da hätte ich gar nichts dagegen”, hatte Stefan sich in die Diskussion eingebracht. “Dann könnte ich die Kursleiterin vögeln, bis ans Ende meiner Tage.” “Kannst Du Dir keinen andern Lebensinhalt vorstellen?” hatte Brigitte gekontert. “Och, ausgerechnet Du, Gang-Bang-Freak, der Du bist”, war Stefans Antwort gewesen. Danach hatten die beiden sich nichts mehr zu sagen gehabt. Die Kursleiterin wirkte übernächtigt. Dunkle Schatten unter den Augen bestätigten ihre Erschöpfung; wieder war ihr Haar nicht gekämmt. “Martin hat sich letzte Nacht umgebracht”, sagte sie tonlos; “Mario hat ihn entdeckt. Im Keller. Er hat sich erhängt.” Den Kursteilnehmern gefror das Blut in den Adern. “Waaas...” Marias Augen waren tellergross. “Er hat sich eine Schlinge um den Hals gelegt”, rapportierte die Kursleiterin, “und sich dazu auf einen Schemel gestellt. In der einen Hand hatte er ein Fläschchen mit Benzin, und mit der andern hat er sich einen runtergeholt. Kurz bevor es ihm kam, hat er das Stühlchen weggekickt. Es kam zu einer Sauerstoffarmut. Asphyxie nennt man das. Während dieser Sauerstoffarmut ist er explodiert. Es war bestimmt der schönste Orgasmus seines Lebens.” In diesem Moment brach Maria zusammen. Eben erst hatten sie es doch schön gehabt zusammen, der Martin und sie... aber einer wie er ertrug Glück anscheinend nicht. Es war einfach zuviel gewesen für Martin. Maurinde starrte ins Leere. “Ihr könnt Eure Sachen jetzt packen”, sagte die Kursleiterin. “Die Fähre geht in einer Stunde.” “Bevor ich gehe”, sagte Stefan kalt, “möchte ich nun doch noch wissen, was es eigentlich mit dem Isiris-Punkt auf sich hat”. “Den Isiris-Punkt gibt es nicht”, räumte die Kursleiterin emotionslos zwischen Marias Schluchzern ein. Damit bestätigte sie das, was die Frauen vor dem Einschlafen schon oft diskutiert hatten. “Jeder und jede hat ihren eigenen, ganz persönlichen Isirsis-Punkt. Ich beispielsweise..." ”Hör auf!”, schrie Maria, “hör um Gottes Willen auf.” Die Kursleiterin ging nicht auf ihre Bitte ein. “Marias Isiris-Punkt beispielsweise ist die Unterwerfung. Sie wird sich zuhause wie eine Hündin ihrem Mann hingeben, im Garten, zwischen den Pinien. Er wird sie von hinten nehmen, ihre Brüste massieren und Maria in den siebenten Himmel vögeln... während sie an Martin denkt.” Zornbebend verliess Maria den Raum. “Mein eigener Isiris-Punkt ist mein Anus”, fuhr die Kursleiterin unbeeindruckt fort. Stefans Stösse haben mir gezeigt, dass mein hinteres Pförtchen für mich persönlich der Ort des Verlangens ist; dort möchte ich gekitzelt, liebkost und... ja, gebumst werden. Es erregt mich, einem Mann meine Muschi zu zeigen, ohne dass er sie benutzt. Brigittes Isiris-Punkt ist die Gang Bang. Klar. Sie treibt es einfach liebend gerne mit vielen Männern. Brigitte wird geil, wenn möglichst viele Hechte ihr “Fützli” behandeln. Maurindes Isiris-Punkt ist das Kochen. Es müssen nicht Topfengolatschen sein. Risotto reicht. Liebe geht durch den Magen passt perfekt zu unserer süssen Maurinde. Stefans Isiris-Punkt... na ja...” Sie räusperte sich. “Also dieses mephistophelische, DAS TIER 666, sympathy for the devil. Stefan liebt den Hades. Sein Isiris-Punkt ist die Magie, das 7. Buch Moses.” “Und meiner?” fragte Thomas neugierig. “Der Isiris-Punkt von Thomas ist das Fotografieren”, sagte die Kursleiterin bedeutungsvoll. “Wenn sich die Mädchen vor ihm ausziehen, ist er ganz bei sich selbst. Unser Martin...” hier senkte sie die Stimme. “Unser Martin hat sich in den Benzindämpfen wieder gefunden. Ignis. Feuer. Prometheus. Und, am Schluss, die Asphyxie.” Niemand sagte etwas. “Wendelgards Isiris-Punkt ist der Dildo”, fuhr die Kursleiterin fort. “Männer können es ihr nicht wirklich geben, dieses Wonnegefühl. Jaspers Isiris-Punkt ist der Humor. Er war die komplexeste Persönlichkeit im Kurs. Und, ja, Jasper ist Forscher und Entdecker. Bettina ist die Einzige hier, deren Isiris-Punkt ich nicht ermitteln konnte. So wandle denn, Geheimnisvolle, und gib Dich hin der Liebe, der Lust und dem Leben.

So ging der Kurs zu Ende; die Kursteilnehmer hatten sich nichts mehr zu sagen. Schwere Wolken zogen herauf und verdunkelten Sylt und Amrum. Bettina, Jasper, Maria, Thomas, Brigitte, Maurinde, Stefan und Wendelgard entschwanden im Nebel der Zeit, nach Zürich, Wien, Hannover, Hamburg, Berlin und Sardinien.

Als sich Jasper etwas später mit Bettina zu einem Kuschelstündchen traf, leuchteten ihre Augen. Sie wirkte vollkommen entspannt und drehte den Kopf zur Seite. Rote Flecken zierten ihren Ausschnitt. Die Bauchdecke folgte Bettinas Atembewegungen und hob sich, senkte sich. Eine Wolke schob sich vor den sichelförmigen Mond. Die Buche vor dem Fenster bewegte sich leise. Ruhig suchte Jaspers Hand den Weg durch Bettinas dichtes Schamhaar, verweilte einen Moment, tastete sich weiter. Dann reizte Jasper die unscheinbare Stelle seitlich an Bettinas übererregter Clitoris. Bettina keuchte, wand sich, hielt mit Atmen inne. Der Wind draussen verstärkte sich. Die Wolke gab den Mond frei, dieser beschien die frühlingsgrünen Vorhänge. Für einen kurzen Augenblick hielt die Welt mit Drehen inne.

Jasper hatte Bettinas Isiris-Punkt entdeckt.

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