Der Königsstoss

22 10-16 Minuten 0 Kommentare
Der Königsstoss

Der Königsstoss

Anita Isiris

Es wurde totenstill, nur der Rhein rauschte unschuldig vor sich hin. „Was sagst du da?“, fragte Arens verwundert. „Sie will sich von mehreren Männern vögeln lassen?“. Arens war schon immer der Direkteste in der Crew gewesen; er betreute die auswärtigen Kunden. Als Arens das Thema derart unumwunden auf den Punkt brachte, verschluckte Rainer sich am Heineken, bestätigte aber die Aussage seines Kollegen. „Ich weiss auch nicht“, sagte er. „Sie träumt einfach davon.“ Weil die Männer erst seit etwa einem Jahr zusammenarbeiteten, hatte ausser Klaus noch niemand Claudia zu Gesicht bekommen. „Zeig sie uns doch mal.“. Pedro grinste verschmitzt. „Ich esse gerne, aber nichts Unbekanntes“, fügte er mit einem Lachen hinzu. Er war schon immer der Witzigste in der Truppe gewesen.

So kam es, dass Claudia vor Rainers Handy für ein paar Fotos posierte. Nichts Pornographisches, klar, aber sie zeigte ihr Gesicht, ihr offenes Haar, ihre Brüste mit und ohne BH und ihre Mumu in einer Frontalaufnahme. Das frechste Foto zeigte Claudia von hinten, als sie sich nach einem Stift bückte, den Rainer vor sie hingelegt hatte. „Donnerwetter“, sagten Steve, Arens, Martin, Klaus und Pedro wie aus einem Mund. „Richtig geile Möpse“, konnte sich Arens eine Bemerkung nicht verkneifen. Rainer fühlte sich so, als wären sie schon mittendrin, mitten im Akt mit seiner geliebten Ehefrau und diesen Männern. Dann zeigte er den fünf Kollegen den Ort, wo es sein würde, den blinden Fleck, die dezent verborgene Rasenfläche mitten in der Stadt, gesäumt von einer Tujahecke und einer alten Mauer. Alle Männer blickten sich um, um sich bereits im Vorfeld zu vergewissern, dass niemand Einblick haben konnte. Man stelle sich bloss vor, was herauskommen könnte, wenn der Kundendienstmitarbeiter eines erfolgreichen Start-Ups, die Krawatte noch umgebunden, in Flagranti entdeckt würde, an der Gattin eines Arbeitskollegen zugange.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 6640

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben