Die Aufmerksamkeit fast aller haben sie sofort. Nicht nur weil sie keinem außer mir bekannt sind. Wobei ich ja nur Lisa kenne.
Sie fallen auch auf, weil sie vom Erscheinungsbild und Auftreten der eingeschworenen Dorfgemeinschaft abweichen. Beim Anblick der Frauen beginnen einige Männer schon zu sabbern und mir bleibt fast die Luft weg.
Und es wird noch besser!
Lisa steuert genau auf mich zu und begrüßt mich herzlich. Zum Glück ohne Küsschen und Umarmung.
Wie sollte es anders sein, ich bin wieder einmal unfähig zu reagieren. Lisa nicht, die gleich die Initiative übernimmt:
„Hallo, ich bin Lisa seine Klassenkameradin und ich nehme an, du bist seine Frau?“, stellt sie mehr fest als sie fragt, und reicht meiner Frau die Hand.
,Jetzt eskaliert’s’, denke ich.
Weit gefehlt. Meine Frau ergreift die Hand und erwidert die freundliche Begrüßung. Man könnte glatt denken die zwei kennen sich, was aber unmöglich ist.
Lisa stellt noch ihren Mann und die befreundeten Pärchen vor und bald darauf sitzen wir zusammen an einen Tisch in reger Unterhaltung begriffen.
Immer wieder mustere ich verdeckt Lisas Mann. Das schlechte Gewissen ihm gegenüber ist fast genauso groß wie das zu meiner Frau.
Weiß oder ahnt er etwas?
Anscheinend nicht, oder er ist genauso ein Dackel wie die vom Fanklub. Unscheinbar, wie ein Schatten, der jeden Wunsch seiner Frau erfüllt, bleibt er im Hintergrund. Lisa beherrscht die ganze Gruppe.
Ich werde immer nervöser, weil mir diese Konstellation heftige Bauchschmerzen verursacht. Lisa und meine Frau hingegen geben sich völlig entspannt. Nur manchmal erhasche ich einen amüsierten Blick der durchtriebenen Frau.
So gegen 22:00 Uhr hat die Band endlich den richtigen, zum Tanzen einladenden Musikgeschmack getroffen und Lisa wird zappelig. Sie greift sich ihren Mann und fordert an uns gewandt:
„Los jetzt, sonst schläft das Fest hier noch gänzlich ein!“
Unrecht hat sie nicht, denn nur zwei Paare drehen sich auf der Tanzfläche, alle anderen stehen am Bierausschank, der Bar oder hocken schwatzend an den Tischen.
Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis …
Ob das gut geht? – Teil 6
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Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis …
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