Mein Mitgefangener.
„Halte durch, wir haben eine echte Chance hier rauszukommen.“
„Wie denn, bist du Houdini?“
Mein Nachbar schaute mich nur blöde an, verstand die Anspielung auf den Entfesselungskünstler offenbar nicht.
Ich setzte erneut an: „Und … warum haben wir eine Chance?“
„Ich bin nicht allein. Man wird mich suchen. Wir haben noch nie jemand zurückgelassen.“
„Wir?“
„Meine Bruderschaft.“
„Hoffen wir es! Warum bist Du hier?“
„Als Kundschafter bin ich hier. Die Gang, zu der der hässliche Kerl gehört, hat einen Benzinkonvoi aufgemischt und sich hier mit sechs gestohlenen Tanklastern verkrochen. Und wir wollen das Diebesgut zurückholen.“
Ich war verwirrt. Er klang nicht wie ein Dieb, der Diebe bestehlen wollte.
Einer der Männer am Feuer wurde misstrauisch und schaute herüber. Ich schloss die Augen und gab mich lieber bewusstlos. Ich verspürte keine Lust auf erneute Fragenstunden mit Herrn Feuermal.
Der andere verstand und gab ebenfalls vor weggetreten zu sein. Unbeweglich, den Kopf nach unten gesenkt, murmelte er: „Und was machst Du hier?“
„Lange Geschichte … ich jage den Typ mit dem Feuermal.“
„Hast ihn ja jetzt gefunden, …“ kam es lakonisch von meinem Nebenmann. „Warum? Regierungsauftrag?“
Regierungsauftrag? Ich war völlig verwirrt. „Wa ... wa ... was für eine Regierung?“
„Na, die, für die die Bruderschaft auch ab und an arbeitet. Die Regierung der ‚New USA‘. In einigen Ostküstenstaaten ist die alte Ordnung schon ziemlich wieder hergestellt. Derzeit gehören Washington (DC), Virginia, Maryland, Delaware und New Jersey dazu. Ich weiß, alles zusammen ein Fliegenschiss auf der Karte der alten USA, aber ein Anfang. Vielleicht wird auch bald die gesicherte Zone in Kalifornien beitreten.“
„Also, … wenn Du nicht im Regierungsauftrag Menschen jagst, warum dann?“
„Ist ne lange Geschichte. … Die Kurzform: Er hat meine Frau auf dem Gewissen und dafür wird er bezahlen.“
„Das tut mir leid.“
Der Mann mit dem Feuermal
Nach dem großen Sterben – Teil 29
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Der Mann mit dem Feuermal
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