Der Mäusefänger

Mit allem hatte ich gerechnet, aber dass ich Besuch von einer schwarzen Katze bekommen würde, damit nicht.
Ok, ich wohnte in einem kleinen Dorf, in der Nähe von Hannover und da war es schon möglich, dass einem streunende Hunde über den Weg liefen, aber eine Katze hatte mich noch nie besucht.
Auch als ich jetzt vorsichtig meine Hand über ihren Kopf gleiten ließ und streichelte, schmiegte sie ihren Kopf sofort in meine Hand und fing an zu schnurren.
Einen Augenblick ließ sie es sich gefallen, begann dann aber mit einem sehr klagenden mauzen. Ich richtete mich langsam auf, sofort hüpfte der schwarze Kater auf die Liege und strich mit seinem Kopf an meinem Oberschenkel entlang.
„Na Morle, hast du Hunger oder Durst?“, fragte ich die Katze, der Name ‚Morle‘ passte zu ihrem schwarzen Fell. Nur an den Ohren hatte sie weiße Spitzen, und als ich jetzt zu ihr sprach, setzte sie sich hin und schaute mich aufmerksam an, doch als ich nicht gleich reagierte, scheuerte sie erneut an meinem Bein entlang.
Die Antwort war eindeutig, Morle hatte Hunger und Durst!
Und dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Morle machte einen Satz von der Liege und verschwand zielstrebig im Haus. Als ich ihr erstaunt folgte, saß sie in der Küche und schaute mich mauzendan.
Eines war mir jetzt an ihrem Verhalten klar geworden, Morle war hier nicht fremd. Sie hatte hier bestimmt schon mal etwas zu fressen bekommen.
Wieder ließ Morle ein klagendes Miauen hören und ich beeilte mich, ihr erst mal einen Teller mit etwas Milch hinzustellen. Das war es, sie fing sofort an zu schlappern.
Aber ich hatte nichts für sie zum Fressen? Darauf war ich nun nicht vorbereitet gewesen. Doch dann fiel mir ein, dass ich vom Vortag noch Reste von meinem halben Hähnchen hatte. Ich holte den Styroporbehälter aus dem Kühlschrank und pulte die wenigen Fleischreste von den Knochen und schnippelte sie für die Katze klein.
Ich hatte den Teller noch nicht auf dem Fußboden abgestellt, da hatte Morle sich schon das erste Stück geschnappt und vertilgt. Er hatte wirklich Hunger!