Der Mäusefänger

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Der Mäusefänger

Der Mäusefänger

Sven Solge

Ich stand vor meiner geschlossenen Terrassentür und blickte den langsam vorüberziehenden Wolken nach. Meine Gedanken flogen zu dieser quirligen Frau, die sich irgendwie in mein Herz geschlichen hatte. Ich mochte Ulla, hörte noch ihr befreites Lachen, als wir oben bei Frau Renger waren. Ich stieß unbewusst einen Seufzer aus, weil mir bewusst wurde, wie lange ich schon kein weibliches Wesen in meine Nähe gelassen hatte. Und Ulla hatte bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Es sollten aber fast zwei Wochen vergehen, bis ich wieder ein Lebenszeichen von Ulla und Morle bekam.
Der Anruf von Ulla erwischte mich gerade, als ich dabei war gemischtes Hack für Frikadellen zuzubereiten. Mit den schmierigen und fettigen Händen konnte ich natürlich den Anruf nicht entgegennehmen, sah aber auf dem Display, dass es Ullas Nummer war.
Also säuberte ich mir erst einmal die Hände und rief sie dann zurück.
Schon nach dem ersten Rufzeichen nahm Ulla das Gespräch an und bevor ich mich melden konnte, sagte sie mit aufgeregter Stimme: „Morle ist schon wieder weg!“
„Oh, das tut mir leid!“, sagte ich und versuchte Ulla zu trösten.
„Er ist schon wieder zwei Tage nicht nach Hause gekommen und ich fürchte, er ist schon wieder auf dem Weg zu dir.“
„Vielleicht solltest du deinen Wohnsitz in meine Wohnung verlegen und nur in der Woche in deine Wohnung gehen, ich könnte dir gut ein Zimmer abtreten.“ Auch wenn ich das anfangs als Scherz gemeint hatte, so keimte der Gedanke in mir schon seit ein paar Tagen. Nicht so konkret wie jetzt, als ich es sagte, aber es gefiel mir. Ich ertappte mich immer häufiger dabei, dass ich an Ulla dachte und sie bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte.
Wir unterhielten uns noch eine Weile und unsere Unterhaltung wurde persönlicher. Auch wenn Ulla nicht auf meinen Vorschlag einging, so erzählte sie mir, dass sie seit über einem Jahr geschieden war und froh war, ihren Mann los zu sein.
Nun, das konnte ich verstehen und fragte deshalb nicht weiter nach.
„Ich melde mich, wenn Morle bei mir ankommen sollte!“, sagte ich zu ihr und wir verabschiedeten uns.

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Der Mäusefänger

schreibt muschifan63

Eine wunderschöne Geschichte. 👍

Gedichte auf den Leib geschrieben