Der Schneeengel

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Der Schneeengel

Der Schneeengel

Jürgen Lill

Jetzt war ich plötzlich richtig in Fahrt. Die Zeilen flossen nur so auf den Bildschirm. Als die Blondine, also die Stewardess, spürte, was sich da unter ihren Händen zu regen begann, errötete sie bis unter die Haarwurzeln. Jürgen fragte sie aber nur lässig, ob es nicht besser wäre, den Fleck auf der Toilette aus der Hose zu waschen. Die Stewardess gab ihm natürlich recht, nahm ihn bei der Hand und führte ihn zur Toilette. Dabei war sie sorgsam darauf bedacht, sowohl den Fleck, als auch die deutlich sichtbare Ausbuchtung in seiner Hose vor den anderen Passagieren zu verbergen, indem sie so dicht vor ihm ging, dass sich die Beule in Jürgens Hose hart gegen ihre Poritze drückte. Fieberhaft zog sie ihn hinter sich her in den engen Toilettenraum und riss ihm in ungeduldiger Erwartung des Anblicks seines gigantischen Streitkolbens die Hose so hektisch herunter, dass sie dabei den Reißverschluss sprengte. Sein hammerharter Streitkolben schnalzte nach oben, traf die Blondine unters Kinn und schlug sie auf diese Weise bewusstlos. Nein, Blödsinn! Was war denn das jetzt für ein Quatsch? Jürgen hatte doch tatsächlich versucht, mich auszutricksen. Er wollte einfach nicht der Machotyp sein, als den ich ihn für meine Geschichte konzipiert hatte und zeigte mir mit dieser dämlichen Übertreibung, was er von meiner Geschichte hielt. Diese Lusche! In diesem Moment knallte etwas an mein Fenster. Ich fuhr erschrocken hoch und Jürgens Streitkolben fiel in sich zusammen. Ein Schneeball war an mein Fenster geworfen worden. Draußen stand das Mädchen neben dem fertigen Schneemann, dem es nicht nur eine Karotte als Nase ins Gesicht gesteckt hatte, sondern auch eine steil aufgerichtete in seine Körpermitte. Das Mädchen lächelte mich unschuldig und damit umso verführerischer an und winkte mich zu sich in den Garten. Ich zögerte einen Moment aber da hörte ich sie durch die dünnen Wände des Gartenhäuschens rufen: „Wollen sie nicht mal rauskommen? Sie sitzen den ganzen Tag nur da.“ Was konnte es schaden, mal eine Pause zu machen? Ich nickte dem Mädchen zu und wollte mich eben von meinem Stuhl erheben, als ich Hildegard Krün rufen hörte: „Manuela, komm rein. Du wirst noch erfrieren, wenn Du so lange im Schnee spielst!“ Manuela hieß also meine kleine Lolita. Sie riss dem Schneemann geistesgegenwärtig seine untere Karotte aus, damit Frau Krün ihre Unanständigkeit nicht entdeckte. Ich zuckte dabei unwillkürlich zusammen. Auch Manuela zuckte, allerdings nicht zusammen, sondern nur etwas enttäuscht mit den Schultern. Ich ahmte die Geste nach, wir winkten uns zu, Manuela biss knackend von der Karotte ab und ging, mir einen letzten Blick zuwerfend, ins Haus. „Manuela“ flüsterte ich vor mich hin. Jetzt war ich ohnehin gerade aus dem Schreibfluss raus. Da konnte ich wirklich eine Pause machen.

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