Die alte Dame zeigte mir alles. Sie erklärte mir, dass sie das Gartenhaus im Sommer manchmal an Feriengäste vermietete und ermahnte mich, die Lebensmittel einzuteilen. Dann fragte sie mich: „Wie heißen Sie eigentlich?“
„Fred“ antwortete ich. „Fred Schwarzer. Und Sie?“
„Hildegard Krün“, stellte sie sich vor. „Krün wie grün mit ‚k’!“
Ich bedankte mich noch einmal bei ihr. Dann ließ sie mich in meinem neuen und so unverhofft gefundenen Zuhause allein.
Als erstes machte ich mich frisch. Nach zwei Tagen auf der Straße hatte ich das auch nötig. Dann kochte ich mir Kaffee, setzte mich auf die Couch und überdachte meine neue Situation. Ich hatte ein Dach über dem Kopf, ein kleines, aber gemütliches Refugium, in dem ich es vielleicht schaffen konnte, wieder zu mir selbst zu finden. Ich hatte keinen Internetanschluss. Aber das empfand ich im Moment sogar als sehr angenehm. Ich wollte mich zurückziehen, wollte von der Welt da draußen einfach eine Weile nichts mitbekommen. Vielleicht, so dachte ich, konnte ich mich auf diese Weise auf eine neue Arbeit konzentrieren, auf einen neuen Roman oder zumindest eine neue Kurzgeschichte.
Einen Roman hatte ich schon geschrieben. Aber ich hatte trotz guter Kritiken noch keinen Verlag gefunden, in dessen Verlagsprogramm er passte. Deshalb schrieb ich zu der Zeit überwiegend erotische Kurzgeschichten, die ich auf einer Internetplattform veröffentlichte. Auf diese Weise hoffte ich, zumindest ein wenig auf mich als Autor aufmerksam machen zu können.
Frau Krün & das Mädchen im Garten
Ich grübelte lange nach, wo ich meine neue Geschichte ansiedeln sollte, konnte mich aber nur schwer konzentrieren. Zu viel war in letzten Tagen passiert. Also klappte ich meinen Laptop wieder zusammen und ging nach draußen. In den folgenden Tagen unternahm ich lange Spaziergänge und versuchte, an gar nichts zu denken.
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