...Auf dieser langen Seereise wurden Kalapos und ich zu echten Freunden. Denn solche Situationen verbinden für ein Leben. Er kommandierte mich anfangs wie einen Schiffsjungen. Aber ich folgte seinen Befehlen nur zu gern. Denn während er ruderte, erfuhr ich, dass er einst als Kapitän zur See gefahren war. Er kannte die Welt...
Gemeinsam überstanden wir Stürme, Hunger und Durst. Kalapos war ein unerschütterlicher Bär. Etwa doppelt so alt wie ich, und mindestens dreimal so weise.
Es war wohl unser vierter Tag auf See, da gelang es mir, einen besonders dicken Fisch zu harpunieren. Wir dünsteten sein Fleisch notdürftig über der Tranlampe des Fischers. Doch noch nie hat mir ein Fisch so gut geschmeckt.
Obwohl wir es uns nicht leisten konnten, fielen wir nach dieser großartigen Mahlzeit in tiefen Schlaf.
Als wir wieder erwachten war es Nacht und wir hatten einen gehörigen Sonnenbrand. Natürlich waren weder Land noch irgendwelche Schiffe in Sicht. Aber Kalapos war, trotz der bedrückenden Umstände, immer noch voller Zuversicht. Wir wussten nicht, wo wir uns befanden. Der Sturm hatte uns weit aufs Meer hinaus getrieben. Doch lehrte mich der Kapitän in dieser Nacht, wie man sich grob nach den Sternen orientierte. Als er schließlich mit meiner Seemannskunst zufrieden war, setzte er sich gemütlich in den Bug, übergab mir das Ruder, ...und begann aus seinem Leben zu erzählen.
Kalapos wurde als Sohn eines einfachen Fischers in Tyros geboren. Mit dreizehn Jahren zog es ihn bereits in die weite Welt hinaus. So heuerte er als Schiffsjunge auf einem Frachter an. Da er sich als sehr geschickter Knabe erwies, nahm der Kapitän ihn bald unter seine Fittiche...
...Mit zwanzig war er bereits Steuermann. Mit fünfundzwanzig hatte er sein erstes eigenes Kommando. Er führte einen leichten Küstensegler, der wegen seiner Schnelligkeit hauptsächlich Nachrichten transportierte.
Doch Nachrichten sind eine heikle Fracht. Besonders in politisch unsicheren Zeiten. So geriet er das erste Mal in Gefangenschaft. Er saß ein volles Jahr in der Hafenfestung von Sidon, bevor er während eines Gefangenenaufstandes entkommen konnte.
Dann heuerte er als einfacher Matrose auf einem zyprischen Frachter an. Aber der Kapitän war ein solcher Schinder, dass die Mannschaft ihn auf hoher See über Bord warf. Weil Kalapos der Einzige an Bord war, der sich auf Navigation verstand, hatte er plötzlich ein eigenes Schiff. Weil er der Mannschaft natürlich nicht traute, machte er sie im nächsten Hafen betrunken, ...und legte mit einer neuen Besatzung sofort wieder ab. Ägypten war sein Ziel...
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