„Es tut mir leid! Ich habe nur an mich gedacht.“, sagte sie und versuchte meinen Penis zu erreichen, indem sie mit ihrer Hand danach tastete.
„Lass es gut sein, es war schön so wie es war! Mehr geht bei mir sowieso nicht mehr.“, sagte ich und strich ihr zärtlich eine Locke aus der Stirn.
„Aber er war doch steif und du hast mich damit zum Orgasmus gebracht?“, stellte sie fest und schaute mich etwas ratlos an.
„Ja, darüber war ich auch sehr erstaunt, dieses Gefühl habe ich schon lange nicht mehr gespürt. Liegt wohl daran, dass ich schon so oft von dir geträumt habe und im Traum war ich immer noch sehr potent.“, ich lachte sie etwas verlegen an.
„Aber das, was ich eben erlebt habe, war so viel schöner als das, was ich in meinen Träumen jemals empfunden habe. Dich in deiner ganzen, erotischen Weiblichkeit zu sehen, dich berühren und streicheln zu können, dich schmecken und riechen zu dürfen und dir ins Gesicht sehen zu können, während du deinen Höhepunkt durchlebt hast, mehr geht doch nicht?“
Ich legte mich neben sie und wir betrachteten uns schweigend, so als wenn wir uns noch nie gesehen hätten. Es lagen ja auch viele Jahre dazwischen und seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten, waren über dreißig Jahre vergangen. Diese lange Zeit hatte uns verändert.
Wir waren faltiger geworden. Meine Potenz hatte sich in Luft aufgelöst, aber unsere Liebe war tiefer geworden und plötzlich sah ich Inga so, wie ich mich damals in sie verliebt hatte. Es war über 65 Jahre her, sie trug Zöpfe, die an der Seite hochgesteckt waren. Wir sagten damals scherzhaft „Affenschaukel“ dazu. Und als sie mich jetzt anlächelte, sah ich ihre unverkennbaren, spitzen Eckzähne. Ihre Augenbrauen kräuselten sich leicht, so als wenn die Sonne sie blenden würde. Ihre tief liegenden Augen, sahen mich nachdenklich an und ich spürte, dass ihr ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen.
Ob sie mich jetzt wohl auch so sah, wie ich vor 65 Jahren ausgesehen hatte?
In dem Moment konnte ich mir sehr gut vorstellen, die letzten Jahre unseres Lebens mit der Liebe meines Lebens zu verbringen.
Der Traum
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