Der Traum

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Der Traum

Der Traum

Sven Solge

Ich war irritiert! Woher wusste sie von meinem Traum? Ich hatte sie weder etwas gefragt noch irgendwelche Andeutungen gemacht.
„Komm rein und erzähl mir deinen Traum!“
Sie öffnete den unteren Teil der Tür und winkte mir, rein zu kommen und verschwand dann im Innern des Wagens.
Sie schien sich ziemlich sicher zu sein, dass ich ihr folgen würde.
Zögernd trat ich an die Tür und blickte in das Halbdunkel des Wohnwagens. Ein muffiger Geruch schlug mir entgegen und ich war versucht umzudrehen, als ich ihre Stimme erneut hörte: „Komm rein, von mir erfährst du die Wahrheit!“
Ich schüttelte leicht den Kopf über mein eigenes Verhalten, stieg aber trotzdem auf die beiden Stufen und betrat den Wohnwagen.
Es dauerte etwas, bis sich meine Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten und ich die Frau am Tisch sitzen sah.
„Komm setz dich.“ Sie deutete auf den Platz ihr gegenüber und nachdem ich mich gesetzt hatte, forderte sie mich auf, ihr meinen Traum zu erzählen.
Ich schilderte ihr meinen Traum, so gut und kurz wie möglich, da ich mich sichtlich unwohl in ihrer Nähe fühlte.
„Wie oft hast du den Traum geträumt und in welchen Zeitabständen?“, fragte sie nach.
Bisher vier Mal, immer in großen Abständen. Das erste Mal vor gut 20 Jahren, genau weiß ich es aber nicht mehr.
Die Frau nickte nachdenklich und schwieg. Ja, sie schwieg sehr lange, sodass ich dachte, sie wäre mit offenen Augen eingeschlafen. Doch gerade, als ich mich leise erheben wollte, um zu gehen, sagte sie: „Bitte bleib!“
Sie hatte ihre knochigen Hände nebeneinander auf dem Tisch liegen, nur ihr rechter Zeigefinger trommelte leise auf die Tischplatte.
„Das ist der Fluss des Lebens, den du immer gesehen hast!“ Wieder machte sie eine längere Pause.
„Du hast vor langer Zeit eine Frau sehr enttäuscht und weh getan, deshalb hat sie sich von dir abgewandt. Das bereut sie heute und möchte dich gerne wiedersehen, weil sie eingesehen hat, dass ihre Entscheidung von damals falsch war. Weißt du, wer das gewesen sein könnte?“
Ich zuckte mit den Schultern, hatte aber eine leise Ahnung, wen sie meinen könnte.

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