Der Wolf in der Stadt

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Der Wolf in der Stadt

Der Wolf in der Stadt

Chloé d'Aubigné

Eigentlich wären diese Worte nicht nötig gewesen, denn sie konnte es fühlen. Und in den nächsten Minuten wurde sie sich von Sekunde zu Sekunde sicherer, dass Wolf nur ihr Bestes wollte.
Denn sie stand mit ihrer Lust im Mittelpunkt – und jede kleinste Geste war nun darauf ausgerichtet, ihr die geilsten Gefühle zu bereiten.
Sie erinnerte sich an all die Männer vor Wolf – an ihre Routinen, ihre Begierden, ihr nervöses Suchen nach Bestätigung. Oder nach den Stellen an ihrem Körper, die besonders empfänglich für Berührungen waren.
Aber was nun geschah, hatte nichts davon. Wolf wirkte, als hätte er keinen Zweifel. Er wusste genau, wo er sie wie berühren musste. Wie er ihr ein leichtes Stöhnen entlocken konnte, wenn er ihre Haut mit seinen Lippen berührte. Immer wieder blickte er ihr in die Augen. Versicherte sich, dass es ihr gut ging. Dass sie genoss. Dass sie sich fallenließ.
Er küsste sie an unzähligen Stellen, auch an solchen, die andere Liebhaber bislang kaum gewürdigt hatten. Doch seine Leidenschaft war nicht die Gier des ersten Males. Sie war viel selbstverständlicher. Er zweifelte keine Sekunde, sondern war gänzlich selbstsicher in seinem Tun. Auch musste er nie nachfragen, ob sich etwas gut anfühlte, ob ihr etwas gefiel. Er wusste es einfach. Er wusste, dass er gut war. War selbstbewusst. Und durfte es sein. Und genau das war es, was sie zusätzlich anturnte.
Die Minuten lösten sich auf. Irgendwann fühlte sie, dass auch er sich seiner Kleidung entledigt hatte, gänzlich nackt war. Sie war gefangen in einer Welle von Wahrnehmungen – die sie jedoch nicht gewaltvoll überrollte, sondern sie mitreisen ließ und ihr die Urgewalten zeigte. Sie fühlte das Gewicht seiner Hände, die ihre Schultern in die Matratze drückten. Die Wärme seiner Haut, die ihr so nahe war.
In einer anderen Situation hätte sie sich gefragt, wann sie aktiv werden müsste. Zeigen sollte, dass sie «gut im Bett» war, man mit ihr Spaß haben konnte. Aber nicht heute. Heute genoss sie einfach ganz passiv, weil sie wusste, dass sie dies nicht nur durfte. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste sie es.

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