Sie wehrte sich nicht, sondern fügte sich dem Rhythmus, den er vorgab. Nicht roh, nicht hastig, sondern kontrolliert und intensiv. Er hatte keine Eile, ließ sich Zeit, drang in sie ein, langsam, ganz gleichmäßig und bedacht. Sie merkte, wie stark er war. Aber dies bereitete ihr keine Angst, sondern spendete ihr vielmehr eine bisher unbekannte Sicherheit. Bei jeder Bewegung spürte sie die bewusste Steuerung seiner Kraft – er kannte keine Hast, aber auch kein Zögern.
Mit ruhiger Selbstverständlichkeit strichen seine Fingerspitzen weiterhin über ihre Haut, vollzogen Kreise um ihre Brüste, glitten weiter hinab bis zu ihren Unterarmen – dort verweilten sie, übten leichten Druck aus. Zwischen zwei Berührungen schob er eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr – eine flüchtige, fast zärtlich-altmodische Geste, in der mehr Aufmerksamkeit lag als in jedem begehrlichen Griff.
Und sie? Sie kostete jeden Augenblick aus. Achtete darauf, wie es sich anfühlte. Wie sie sich fühlte. Frei vom Gedanken, einen Mann einen Orgasmus bescheren zu müssen. Einfach vereint mit ihrer Lust. Denn nur sie war es, die jetzt in diesem Moment zählte. Und auch sie war es, die sie nun in einer ganz neuen Intensität kennenlernte.
Als sie später neben ihm lag, noch immer atemlos und überfordert von der Intensität, hörte sie ihn leise sagen: „Das war nur ein Anfang. Du musst nicht weitermachen, wenn du nicht willst. Aber du wirst wollen, wenn du deine Neugier zulässt.“
Sie sagte nichts, konnte nicht. Ihr Herz schlug rasend, ihr Körper vibrierte nach. Doch in einem kleinen, klaren Winkel ihres Geistes wusste sie bereits: Er hatte recht. Sie würde wiederkommen.
Und vielleicht, dachte sie, während sie in der Dunkelheit an die Decke starrte, war das ein größeres Abenteuer, als dieses Jahr je hätte versprechen können.
Der Wolf in der Stadt
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Der Wolf in der Stadt
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