Der Zettel

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Der Zettel

Der Zettel

Yupag Chinasky

Er könnte ja dann immer noch sagen, sie solle wieder gehen. Aber wenn es tatsächlich stimmen würde, wenn er ihr tatsächlich gefallen würde, was dann? Er hatte von solchen Vorkommnissen gelesen, dass eine gut betuchte, unabhängige, liberale Frau sich spontan einen Mann für eine Nacht auswählte, ohne finanzielle Absichten, nur der sinnlichen Freuden wegen. So wie unzählige Männer, unzählige Frauen zu jeder Tages- und Nachtzeit auswählten und sie für ihre Liebe bezahlten. Wo gab es solche Situationen, in denen Liebe ohne Geld möglich wäre? Wo traf man solche Frauen? Vielleicht in angesagten Bars oder Diskos. Wo fanden Männer seines Alters, Frauen, die nicht nur wegen des Geldes mit ihm schliefen? Das war wohl nur im Märchen möglich, aber genau solch ein Märchen schien sich anzubahnen und eine der Hauptpersonen wäre er und die andere, diese Frühstücksfrau., Die Möglichkeit, dass ein Märchen wahr werden könnte, beschäftigte ihn sehr und schon die Vorstellung, dass sie tatsächlich kommen würde, machte ihn glücklich. Er bestellte rasch noch einen Whisky, keinen weiteren Rotwein, der wirklich gut war, aber er musste einen halbwegs klaren Kopf behalten und durfte dem süßen Schlaf, der ihn gewöhnlich nach einem solchen Diner, heimsuchte, keinen Zutritt lassen.

Um zehn vor neun ging er in sein Zimmer und wartete ungeduldig. Sollte er noch einmal duschen, für alle Fälle? Nein, dazu hatte er jetzt keine Zeit mehr und es war auch nicht nötig, er roch gut. Noch ein kleiner Whisky aus der Minibar, zur Zähmung er Neugier und zur Beruhigung der nun doch ziemlich aufgewühlten Nerven? Lieber nicht, er musste fit bleiben, schließlich erwartete sie ja etwas. Um neun geschah nichts. Auch um zehn nach neun war sie noch nicht da. Er war enttäuscht. Hatte sie ihn doch nur verarscht? Aber der Zettel war doch da, er vergewisserte sich, dass er in seiner Hosentasche war, und holte ihn heraus.

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