Es war allenfalls etwas zu rasch abgelaufen, ohne Vorspiel und Nachspiel. Er verstand aber immer noch nicht, dass sie nicht gleich gesagt hatte, dass sie einen Hunderter haben wollte. Er fragte sie und ihre Antwort verblüffte ihn. „Erstens bin ich keine Nutte. Ich lebe davon, anderen etwas Schönes zu geben und sie geben mir dafür etwas zurück. Und zweitens ist das hier kein Bordell, sondern ein Love-Hotel. Es hätte doch die ganze Atmosphäre zerstört, wenn ich wie eine Nutte vorher Geld gefordert hätte. Der ganze Zauber wäre dahin, der Abend versaut, für dich und auch für mich. Hier, in diesem Hotel wird die Illusion so lange wie möglich aufrechterhalten, dass alles wirklich aus reiner Zuneigung geschieht. Die Illusion, ich sei nur wegen dir hier, nur weil du ein so toller, attraktiver Typ bist und ich unbedingt mit dir schlafen will. Das muss doch ein schönes Gefühl für dich sein, oder? Wenn ich dich direkt angebaggert hätte, wäre das zu primitiv gewesen. Deswegen der Trick mit dem Zettel. Ich hätte dich auch scheinbar unbeabsichtigt anrempeln können oder mir irgendein anderes, harmloses Ereignis ausdenken können, das zu einem Zusammensein führt, schnell als im wirklichen Leben und erfolgreicher. Du darfst aber nur am Anfang glauben, dass du alles umsonst bekommst, dass die Frauen nur darauf warten, mit dir zu vögeln, vielleicht sogar noch dafür bezahlen. Das wäre doch für einen Mann die geilste aller geilen Situationen. Du bekommst im Leben nie etwas umsonst, du musst immer bezahlen, direkt oder indirekt. Hier bezahlst du am Ende auch für deine Illusion, in Form eines freiwilligen Geschenks. Du, in deinem Alter, weißt doch selbst ganz gut, dass alles im Leben seinen Preis hat. Du hast jetzt das bekommen, was du wolltest und auch ich habe bekommen, was ich erwartet habe und was mir zusteht.“
Er war immer noch nicht ganz überzeugt und sah sie unsicher an.
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