Es herrschte drangvolle Enge in den engen Gassen und auf den kleinen Plätzen der Altstadt. Er war, weiß Gott, nicht der Einzige, der auf die Idee gekommen war, die Stadt gerade jetzt zu besuchen.
Die halbe Welt war hier, alle wollten ausgerechnet an diesen Tagen diesen Ort besuchen und er, in seiner Ignoranz, hatte nicht daran gedacht, sich vorher zu informieren und sich rechtzeitig ein Zimmer zu reservieren. Aber selbst wenn er es gewusst hätte, hätte er es doch nicht gemacht, er hätte die Tatsache, dass es mit der Übernachtung Probleme geben könnte, bestimmt erfolgreich verdrängt. Er hasste Festlegungen und langfristige Planungen, ob im Leben oder auf Reisen. Er fuhr lieber auf gut Glück los. Für eine Person findet sich immer etwas, das war seine Erfahrung. Spontanität und Unabhängigkeit waren ihm wichtiger als vorausschauende Planung und Absicherung aller Eventualitäten. So etwas lag ihm ganz und gar nicht, ja, es war ihm regelrecht ein Gräuel soweit vorauszudenken. Bis jetzt hatte er sich mit dieser Einstellung ganz gut durchlaviert. Sicher, ab und zu hatte es nicht so geklappt, wie er es gerne gehabt hätte, ab und zu hatte er sein sorgloses Verhalten nachträglich bedauert, aber alles konnte man sowieso im Leben nicht regeln und eine Lösung, einen Plan B, hatte er immer gefunden. So würde es auch diesmal sein, an diesem schönen Maiwochenende, als er sich wieder einmal dumm und blauäugig in den Zug gesetzt hatte und losgefahren war. Er war sich sicher, dass er bei dem reichlichen Angebot an Unterkünften, sicher eine bekommen würde, sogar eine, die seinen durchaus gehobenen Ansprüchen genügen würde. Aber so richtig fahrlässig war es gewesen, sich nicht gleich nach der Ankunft auf dem Bahnhof auf Zimmersuche zu begeben. Spätestens dann hätte er merken müssen, dass es brenzlig werden könnte. Stattdessen begann er mit dem Sightseeing, flanierte mit den Massen durch die Gassen, neugierig, entspannen.
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