Der Zettel

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Der Zettel

Der Zettel

Yupag Chinasky

Das Ambiente in dieser Gegend konnte man vergessen, es war ein Gewerbegebiet ohne jeglichen Charme. Das Hotel wurde vermutlich vor allem von Geschäftsreisenden frequentiert, auf dem Parkplatz standen jedenfalls ein paar teure Autos, obwohl am nächsten Tag das Wochenende schon begann. So nichtssagend, ja geradezu hässlich das Hotel von außen war, so angenehm und geschmackvoll war es innen. Das Hotel „Zur guten Hoffnung“ hätte durchaus ein Haus sein können, das man sich wünscht, wenn man eine angenehme Nacht in einer fremden Stadt verbringen will oder muss, wenn nicht diese bescheuerte Lage gewesen wäre. Das Foyer war mit gedämpftem Licht beleuchtet, ein paar bunte Polstersessel und eine ausladende Theke mit der Rezeption füllten den Raum. Die Frau, die dahinter stand, schaute ihn prüfend an, als hätte sie jemand anderen erwartet, aber sie war freundlich und zumindest das war ein Lichtblick. „Sie wünschen ein Zimmer? Sie haben angerufen, sagen Sie. Nicht bei mir, wohl bei meiner Kollegin, die hat schon Feierabend, aber ich schaue gerne mal nach.“ Sie studierte ihren Bildschirm lang und ausgiebig, zu lang, fand er. „Eine Nacht?“ „Drei.“ „Wirklich drei Nächte?“ „Ja, ein Einzelzimmer für drei Nächte“ „Ein Einzelzimmer für drei Nächte, das wird schwierig. Ah, ich sehe gerade, wir hatten eine Stornierung, deswegen die Zusage meiner Kollegin. Sie haben Glück, es geht. Bei uns ist eigentlich immer Betrieb, müssen Sie wissen, auch an den Wochenenden, aber dieses ist besonders schlimm, wegen dem Fest, sie wissen ja, obwohl die Festbesucher eigentlich nicht zu uns kommen, aber wenn alles voll ist, was sollen sie machen, dann ist es ihnen egal, in welchem Hotel sie unterkommen und uns kann es nur Recht sein. Ab Montag könnten Sie so viele Zimmer haben, wie Sie wollten.“ Er lachte, sie lächelte und reichte ihm das Formular zum Einchecken, in das er aber nur seinen Namen eintragen und es unterschreiben musste.

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