Der Zettel

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Der Zettel

Der Zettel

Yupag Chinasky

Zum Glück schien das Fenster solide zu sein, ein Doppelfenster mit extra Schallschutz vermutete er, denn er hörte den Straßenlärm gar nicht, erst wenn er das Fenster öffnete oder kippte, war er natürlich deutlich vorhanden. Mit einem Stoßgebet hoffte er, leise Nachbarn zu haben, keine schwerhörigen Alten mit unbezähmbarer Lust auf Dauerfernsehen, aber auch keine sexgeilen Jungen, die die ganze Nacht hindurch vögelten und ihre Emotionen nicht beherrschen konnten. Die Wände waren vermutlich dünn und hellhörig, da war er sich sicher, denn diese Art von Zimmern kannte er. Eine Nacht oder gar mehrere in einem Zimmer, in dem man alles hörte, konnte eine Tortur sein. Um so mehr wunderte ihn, dass es so teuer war, durchaus vergleichbar mit den Hotels, in denen er normalerweise übernachtete, die aber um Klassen besser ausgestattet waren. Er verließ das Zimmer und wollte noch einen kleinen Verdauungsspaziergang machen, die Gegend erkunden, aber sie war so trostlos und dermaßen uninteressant und es war natürlich auch schon dunkel, sodass er rasch wieder zurückkehrte. Die Nacht war wider Erwarten ruhig und er schlief sogar ganz gut, kein Straßenlärm, keine Geräusche aus den Nachbarzimmern und die Matratze des Betts schien von guter Qualität zu sein.

Beim Frühstück sah er sie zum ersten Mal. Er war spät aufgestanden und das Büfett, ohnehin nicht besonders ausgesucht, er hatte schon bessere, reichhaltigere erlebt, war bereits reichlich geplündert. Es waren noch ein paar Gäste da, nur ältere Männer, die ihn aber nicht interessierten. Er aß bedächtig, dann holte er sich eine der ausgelegten Zeitungen und begann konzentriert zu lesen. Als er wieder den Kopf hob, sah er sie. Sie saß an einem der Nebentische. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie gekommen war. Als sie sah, dass er sie überrascht anschaute, lächelte sie an,, wünschte ihm einen guten Morgen und sagte zu seiner Überraschung, dass er am Abend wohl noch nicht dagewesen sei.

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