Der Zettel

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Der Zettel

Der Zettel

Yupag Chinasky

Er schüttelte den Kopf, aber sie vertiefte das Gespräch nicht weiter, sondern wandte sich ihrem Frühstück zu. Sie hatte schwarze lockige Haare, ein etwas mediterraner, fast schon maghrebinischer Typ. Ziemlich dunkle Haut und etwas streng drein schauende, aber nicht unfreundliche Augen. Auffallend an ihrer Kleidung waren die weinrote Bluse und ein sehr großer, beigefarbener gestrickter Schal, der um ihre Schultern drapiert war. Sie wirkte etwas abwesend, als sie ihr Müsli löffelte und im Joghurt herumstocherte und etwas verloren, als sie mit beiden Händen die Kaffeetasse umklammert hielt und von Zeit zu Zeit daran nippte. Sie schaute ihn nicht mehr direkt an, aber er warf ihr öfters verstohlene Blicke zu, wie um sich zu vergewissern, dass sie immer noch da war, denn irgendwie interessierte ihn diese Frau. Als sie später aufstand und an ihm vorbei zur Tür ging, hatte sie ein seltsames, wissendes Lächeln im Gesicht und sagte ziemlich beiläufig, „man sieht sich.“. Er war überrascht, antwortete aber nicht, sah ihr nur nach, sah nun, dass sie eine ganz gute Figur hatte, jedenfalls einen ausgeprägten Hintern in ihrer schwarzen, weiten Hose.

Den Tag verbrachte er mit einem Besuch im Thermalbad. Es war zwar voll, aber da es ziemlich groß war, störten ihn die Menschen nicht. Ein paar Saunagänge, ausgiebig schwimmen in der Halle und im Freiluftbecken, ausgiebig ruhen. Dann wieder in die Stadt, wieder etwas Sightseeing, zwei Museen, eine Sonderausstellung mit bemerkenswerten Fotos und natürlich noch einmal ein Besuch des Stadtfestes. Immer wieder musste er an die Frau beim Frühstück denken und über ihre rätselhafte Bemerkung. Er hoffte, dass er sie tatsächlich noch einmal sehen würde, dass sie nicht doch schon abgereist sei. Er malte sich aus, wie er mit ihr ins Gespräch kommen würde, wie er vorschlagen würde, am nächsten Tag ein paar Dinge gemeinsam zu machen.

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