Der Alpenkönig

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Der Alpenkönig

Der Alpenkönig

Anita Isiris

Als Doris vor uns stand, war ich geblendet - nicht nur von ihrem langen, dunklen Haar, in dem die Abendsonne spielte, nicht nur von ihren festen und grossen Brüsten, deren Nippel wirkten wie Erdbeeren, sondern von den zahllosen kleinen Vergissmeinnicht, die ihre Scham zierten. Sie zwinkerte mir zu und schlüpfte in einen engen Rock, nackt, wie sie war. Unterwäsche hätte ja nur ihr Blumenkunstwerk ruiniert, klar. Dann verschwand sie in der Hütte. "Komm, wir treiben die Tiere zusammen!" forderte Nina mich auf. Wir zogen uns an, um die Kühe, Schweine und Ziegen mit unseren nackten Körpern nicht zu irritieren und machten uns auf den Weg zur Weide. Mit den Kühen war es am Einfachsten. Sobald wir Dora, die Leitkuh vor uns hatten, trabte ihr der Rest des Viehs nach. Die fünf Ziegen meckerten eine Weile blöd herum und liessen sich dann auch von der Stallheimkehr überzeugen. Aber die acht Schweine! Nach einer halben Stunde vergeblichen Jagens war ich klitschnass und hätte dringend eine Dusche benötigt. Ich treibe ja nicht jeden Tag Schweine zusammen. Nina war deutlich fitter und gewiefter. Lachend verstellte sie den Weidezaun und versperrte dem grunzenden Getier den Fluchtweg. Nicht dass ich mich vor Schweinen fürchte! Diese hier waren aber ungewöhnlich gross; ihre winzigen Äuglein funkelten aggressiv.Nach einem kleinen Imbiss, den Doris uns zubereitet hatte, machten wir uns auf den Weg zum Alpenstock. Bereits von Ferne empfing uns Musik – nicht etwa das Handharmonika-Gedudel, das im Radio unter "Volksmusik" verkauft wird, sondern rhythmische Klänge von Instrumenten, die ich im Moment nicht zuordnen konnte. Es klang, als würden das Mississippi-Delta und das Claridenhorn (einer der Berge hier) es zusammen treiben. Andauernd musste ich mir vorstellen, wie Doris unter ihrem Rock aussah. Ob die Vergissmeinnicht an Ort und Stelle blieben?

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