Die Rundfahrt am Anfang war noch interessant und abwechslungsreich, aber Pattaya war schon nach kurzer Zeit langweilig. Der von seinem Kollegen angekündigte Superstress hielt sich in Grenzen, obwohl die Möglichkeiten in der Tat zahllos waren und er auch keineswegs vorhatte, wie ein Mönch zu leben. Aber es trat ein, was schon mit Naomi passiert war, an die er manchmal dachte, aber mehr noch dachte er an Jessi und an die rote Couch und an die unbeschwerten, langweiligen Stunden am Samstagnachmittag. Er konnte nicht richtig abschalten, die Probleme, die ihn daheim erwarteten, ließen ihn nicht los, die Arbeit, die Schwiegereltern, der Zoff mit seiner Geliebten. Von wegen Entspannung, von wegen Abschalten, Vergessen, neue Kräfte sammeln, neuen Mut tanken. Hinzu kam, dass er nicht der Typ war, der saufend, bumsend und pennend den Urlaub verbrachte, jedenfalls hatte er das noch nie gemacht. Aber hier, in diesem bescheuerten Pattaya, konnte man kaum etwas anderes tun und er fragte sich, warum er sich auf diese Reise, auf diesen Blödsinn eingelassen hatte. Die Sonne war zu heiß, schon am ersten Tag hatte er sich einen kräftigen Sonnenbrand geholt, der ihn lange plagte. Hinzu kamen allerlei sonstige Ausschläge und allergische Reaktionen auf die zahlreichen Mückensticke in den Abendstunden. Das Essen mochte er nicht, nicht einmal das angeblich kontinentale Frühstück. Nachts konnte er schlecht schlafen, weil es immer noch heiß war und ihn Alpträume plagten. Die Klimaanlage hatte er nur in der ersten Nacht angeschaltet, danach hatte er eine satte Erkältung, die ihn längere Zeit begleitete, genauso wie die Durchfälle, die sich regelmäßig einstellten, obwohl er sich mit dem Essen sehr in Acht nahm und fast immer nur gebratene Hühnchen mit Pommes bestellte, ein Gericht, bei dem man eigentlich nichts falsch machen konnte. Sein einziger Trost war das Bier.
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