Desserts Woman

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Anita Isiris

Sonja verlieh dem alten, schlecht beleuchteten Hörsaal Glanz. Selbst in einem violetten T-Shirt wirkte sie adrett. Der Eyecatcher waren aber ganz klar ihre Hüften. Sonjas praller Hintern, der ihre Jeans so ausfüllte, dass der hellblaue Stoff wirkte wie eine zweite Haut. Dies mochte der Grund sein, dass in den vorderen beiden Reihen fast ausschliesslich männliche Studenten sassen.

Die Kommilitoninnen nahmen das gelassen, im post-sexuellen Zeitalter, in dem Pornographie so allgegenwärtig war, dass sie nichts mehr auslöste. Spannend war für die Studenten in den vorderen beiden Reihen nicht das, was Sonja zeigte, sondern das, was sie verbarg.

Mit ihrer Soziologievorlesung holte sie eigentlich niemanden vom Hocker. Von Genderdifferenzierung im soziokulturellen Kontext war die Rede, von Islam, Juden- und Christenkultur wurden Slides aufgeschaltet – aber die Studenten langweilten sich. Insbesondere in den Köpfen der vorderen beiden Reihen herrschte klar Schiff: Frau war Frau, Hüfte war Hüfte, Muschi war Muschi, Schenkel waren Schenkel, Titten waren Titten – egal, aus welchem Kulturkreis die Schöne stammte.

Sonja war eine eher fade Dozentin, und ihr langes, frisch gewaschenes braunes, leicht gewelltes Haar hatte sie nachlässig gekämmt. Aber ihr Jeanspopo hypnotisierte alle – vor allem Lukas und Fred. Sie hatten in ihrer grosszügig angelegten Freizeit gemeinsam eine App fürs Smartphone entwickelt. Foto-Apps gab es ja mittlerweile zuhauf. Die Linse konnte zu fast allem befähigt werden. Fast… mit einer kleinen Ausnahme: Der jahrtausendealte Wunsch, durch Kleider hindurchsehen zu können, ein T-Shirt oder einen BH - oder zu früheren Zeiten ein Korsett, eine Krinoline - durchsichtig zu machen, war der Menschheit bis anhin versagt geblieben.

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