Aber es war ihm egal, da ihn sein Schmerz zu sehr beschäftigte. Er ging weiter und erst als er ein eigenartiges Geräusch hörte, blickte er kurz zurück.
Die Gestalt war verschwunden.
Seine Gedanken überschlugen sich, der Kerl war doch nicht etwa ins Wasser gesprungen?
Mit wenigen Schritten war er an der Stelle, wo er die Person gesehen hatte.
Keine zwei Meter vom Ufer entfernt, stand die Gestalt im Wasser und erst jetzt erkannte er, dass es eine Frau war, die da im hüfttiefen Wasser zu ihm aufschaute. Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, so hätte er Lachen müssen.
Aber Hanno verkniff sich das Lachen, sondern reichte der jungen Frau die Hand: „Kommen sie, ich helfe ihnen hoch!“, sagte er stattdessen.
Doch sie schaute ihn nur teilnahmslos an, drehte sich um und ging langsam weiter zur Flussmitte.
Das ist ernst schoss es ihm durch den Kopf, die will nicht mehr. Aber hier im flachen Uferbereich würde es schon viel Selbstzerstörungskraft brauchen, um sich hier zu ertränken.
Ohne großartig drüber nachzudenken, sprang er ins Wasser und bekam sie gerade noch am Arm zu fassen, als sie untertauchen wollte. Mit aller Kraft zog er sie hoch und zog sie an sich. Schluchzend hing sie schlaff in seinen Armen.
Hanno musste seine ganze Kraft aufbieten, um sie bis zum Ufer zurückzubringen, doch wie er sie die etwa 80 cm hohe Ufermauer hochbringen sollte, war ihm ein Rätsel. Er lehnte sie mit dem Rücken gegen das Mauerwerk und mit einer schnellen Bewegung hatte er sich gebückt, ihre Kniekehlen ergriffen und sie seitlich auf die Brüstung geschoben. Nun lag sie vor ihm und er hatte endlich die Gelegenheit, sie sich anzuschauen. Auch wenn ihm langsam kalt wurde, so erschütterte ihn das, was er sah.
Die junge Frau, die immer noch schluchzend und mit geschlossenen Augen vor ihm lag, bebte am ganzen Körper. Vielleicht vor Kälte, oder vor Enttäuschung, dass ihr Selbstmordversuch nicht geglückt war.
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