Der junge Baumfäller Felix Flinkaxt hatte im ersten Morgenrot seine Arbeit aufgenommen. Da sein Lohn im Brote des Königs sehr mager ausfiel, verdiente er sich oft gern noch etwas hinzu. Er wagte sich immer öfter an den Rand des Hexenwaldes, wo er Holz für den „Zweiten Markt“ schlug. Manchmal nahm er es mit dieser Grenze in letzter Zeit auch nicht mehr so genau.
Zwar kannte er die Ammenmärchen der Altvorderen. Doch er glaubte nicht an Hexen. Und wenn es sie tatsächlich einmal gegeben haben sollte, ...diese Zeiten waren seit der Erfindung des Scheiterhaufens vorbei...
Doch heute sollte er eines Besseren belehrt werden.
Felix wollte soeben seinen ersten Axthieb an einer großen, ehrwürdigen, alten Eiche ansetzen, als er plötzlich ein Rauschen und Pfeifen über sich vernahm. Als der verdutzte Mann zum blutroten Morgenhimmel aufschaute, glaubte er für einen kurzen Augenblick (es konnte eigentlich nur am überzähligen Abendbier liegen), ein ziemlich gut aussehendes Weib mit einem Besen zwischen den Schenkeln, über den Himmel reiten gesehen zu haben. Und er hätte schwören wollen, sie habe nicht nur keine Unterwäsche getragen: Er habe sogar ein paar blinkende Ringlein am saftigen Fleische, rechts und links des Besenstieles gewahrt…
„Das letzte Bier neckt mich noch“, ...murmelte Felix noch vor sich hin, als er erneut die Axt hob.
Gerade wollte er zum zweiten Schlag ausholen, als ihm eine unerbittlich scharfe Frauenstimme ins Ohr schnitt:
„Kerl, was treibt er da mit meinem Baum? Weißt du denn etwa nicht, dass dieser Wald der KÖNIGIN DER SCHWARZEN NACHT gehört?“
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