Die Billardspielerin

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Die Billardspielerin

Die Billardspielerin

Conny Lingus

Es war wie ein Zwang, dem sie nicht widerstehen konnte, der sie jeden Freitagabend in das Hinterzimmer des ehrwürdigen Old Irish Pub trieb. Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Perfekt war 10 p.m. Die langweiligen Alten schickten sich zu dieser Zeit bereits an, ihre langweiligen Wohnungen aufzusuchen, wo bestenfalls eine langweilige Alte auf sie wartete. Oh, sorry: oder ein langweiliger Alter natürlich. Übrig blieben die Zähen, die Standfesten, die mit ihrem Zauberstab umgehen und damit gar wunderbare Dinge vollbringen konnten. Das war ihre Stunde, das war die Zeit, der sie entgegenfieberte wie eine Süchtige, die den nächsten Schuss nicht erwarten konnte.

Genau um 10:00 p.m. betrat Janet den Pub, schlängelte sich zwischen den gierigen Augen der Zecher an der Theke hindurch bis zur schweren, dunklen Eichentür, die in das Hinterzimmer mit dem ausladenden Pool-Billardtisch führte. Schon beim Öffnen des Tores zu ihrem ganz persönlichen Paradies hörte sie das typische Klick, wenn die Spitze des Queues die Billardkugel traf – mal exakt mittig, mal so, dass die Kugel in einen genau definierten Drall versetzt wurde. Dann das dumpfe Klack, mit dem die Kugel auf den Rand des für sie bestimmten Loches traf, um anschließend in den Kanal zu fallen und mit leisem Grollen in den Entnahmeschacht zu rollen. Das war für sie Musik – süßer als jeder Schalmeienklang und verführerischer als jede Tonfolge einer betörenden Klarinette.

Als sie das Billardzimmer betrat, schallten ihr schon die Willkommensgrüße der Spieler entgegen, die sich gerade nicht auf den nächsten Stoß konzentrieren mussten. Allesamt erfahrene Männer, die mit ihrer Lanze umzugehen wussten. Selten mal ein unerfahrener Jungspund darunter und so gut wie nie eine Frau, die es mit Janet hätte aufnehmen können.
Sie spürte die lüsternen Blicke, die ihren Körper abtasteten, den sie wie immer freizügig zur Schau stellte. Sie genoss es, zu spüren, wie die Blicke gierig unter ihre Kleidung krochen, in jede Ritze, jedes Loch eindrangen, um sich schließlich an ihren intimsten Stellen festzusaugen.

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