Als sich meine Anspannung in einem lauten, langgezogenen Stöhnen entlud, umarmte er mich und bedeckte mein Gesicht mit Küssen.
„Hattest Du jetzt ´nen Orgasmus?“
„Na, wonach sah´s denn aus?“
„Freut mich, dass ich dir so schöne Gefühle verschaffen konnte. Früher, als ich jünger war, war mir das so scheißegal, ob die Frau was davon hatte. Immer rauf, rein und losgehämmert. Jetzt genieß ich das viel mehr.“
Dann bat ich ihn zu gehen. Es war mitten in der Nacht. Ich wollte ihn nicht bis zum Morgen dabehalten. Widerspruchslos ließ er sich fortschicken.
Die Nacht, die Lust, war das eine. Aber ich wollte keine Verpflichtungen, nur Leichtigkeit. Außerdem hatte ich morgen pünktlich acht Uhr im Seminar an der Uni draußen in Cerdanyola de Valles zu sitzen. Das bedeutete gut und gerne eine dreiviertel Stunde Fahrzeit. Ich nahm das Studium nicht wirklich ernst. Es gab Wichtigeres in meinem Leben. Aber dazu später mehr.
Am nächsten Tag war ich schlecht gelaunt. Im Unterricht langweilte ich mich. Die dämliche Dozentin wies mich wegen einer Lappalie zurecht. Anne, ein dürres, deutsches Mädchen mit Silberblick, rückte mir auf die Pelle. Vorige Woche hatte sie im Kurs verkündet, sie wäre so scharf, würde über jeden herfallen. Kein Mann, keine Frau sei vor ihr sicher. Erschrocken rückte ich meinen Stuhl einen halben Meter weiter. Auf der Heimfahrt fiel die Bahn für zwei Stunden aus. Ich hörte nur die Durchsage, wegen eines Notarzteinsatzes sei der Verkehr unterbrochen. Ich wusste sofort, woher der Wind wehte. Vermutlich hatte sich ein Selbstmörder auf die Gleise geworfen. Gott sei Dank hatte ich nicht gesehen, was genau passiert war. Als wir langsam an den Posten der Guardia Civil vorbei rollten, die die Unfallstelle sicherten, streifte mich ein eisiger Hauch der Erinnerung. Schnell scheuchte ich die dunklen Wolken weg.
Endlich zurück in der aufgeheizten Wohnung blinkte mein Anrufbeantworter. Es war Sergey. Er sei noch ganz berauscht von der letzten Nacht. Unverhofft, aber schön. Baden fahren wollte er, später auf sein Boot, vielleicht dort übernachten. Er ließ nicht locker. Ich fühlte mich überrumpelt von so viel Anhänglichkeit. Dennoch: Ich wollte ihn wiedersehen. Also schrieb ich ihm eine E-Mail:
„Bitte bedräng mich nicht. Ich melde mich, sobald ich Zeit habe.“ Er schrieb zurück: „Ich werde warten. Kuss!“
Zwei Tage später war Fabian zurück in der Stadt. Der schöne, charismatische Fabian…
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