Die Edelprostituierte

„Jenni“ und drei weitere zartbittere Geschichten

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Die Edelprostituierte

Die Edelprostituierte

Svenja Ansbach

Er liegt auf mir. Missioniert mich. Mit seinen dürren bleichen Armen stützt er sich seitlich ab, während er seinen dünnen Penis in mich eingeführt hat. Er will mich küssen. Ich werfe den Kopf hin und her, heftige Leidenschaft vortäuschend. Der Hauptgrund ist aber, dass er so nicht dazu kommt, mich zu küssen.
Gut, er hat aufgegeben, lässt es dabei bewenden, mich einfach zu penetrieren.
Wie eine Maschine stößt er zu. Wie eine gut geölte, genau eingestellte Maschine.
Gleichmäßig. Gleichbleibende Intensität der Stöße. Gleichbleibende Geschwindigkeit.
Rein.
Raus.
Rein.
Und er wird brauchen.
Er wird wie immer brauchen.
Meine Gedanken schweifen ab. Wann hat das eigentlich angefangen?
Also nicht das hier, sondern das mit ihm ….

Ich war 21, seit zwei Jahren ausgelernte Friseurin. Kaum Verdienst, eine graue Maus in einem grauen Salon. Mein weiteres Leben schien vorgezeichnet. Wenn ich Glück hatte, würde ich einen ‚Besserverdiener‘ heiraten, einen Bergmann, einen Stahlkocher oder einen Metaller bei Ford oder Mannesmann. Wenn ich Pech hatte, einen Paketdienstfahrer oder Gastronomiebeschäftigten. Sicher alles nette Menschen, aber für mich keine wirkliche Perspektive. Sollte das etwa das Leben sein?
Nein! Mein Lebensentwurf sah anders aus. Ich wollte doch auch auf der Sonnenseite des Lebens stehen! Mein kleines Stück vom Glück abhaben.
Und dann traf ich auf ihn, 48 Jahre alt, erfolgreicher Geschäftsmann. Solvent, … sehr solvent sogar.

Damit fing alles an. Ab da veränderte sich mein Leben. Es änderte sich wirklich fundamental.
Immer noch ackert er auf mir rum.
Rythmisch, gleichmäßig, verlässlich, langweilig ...
Rein.
Raus.
Rein.
Keine Variation, keine Fantasie. Uninspiriert. Er will seinen Trieb befriedigen. Das ist ihm das Wichtigste, … fertig zu werden. Sich abreagieren. Druck ablassen – in mir!
Und ich? Ich will das natürlich auch. Also, … dass er fertig wird!

Ich bin nicht sonderlich erregt, nein wirklich nicht. Wovon? Von diesem uninspirierten Gestocher? Meine Möse läuft nicht gerade über von Geilsäften. Ich bin glücklicherweise wenigstens gerade so gut geschmiert, dass es nicht wehtut, wenn er in mir herum fuhrwerkt.

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