Die Entscheidung

Ob das gut geht? – Teil 3

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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Jo Diarist

Lisa schafft es, wenigstens das obere Drittel ans Licht zu bringen. Mehr kann sie aufgrund der Sitzhaltung nicht herausschälen.
„Na da ist er ja, mein Spielgefährte, auf den ich mich schon seit Freitag freue“, gibt sie amüsiert, wegen meiner Versuche sie wegzudrängen, von sich.
„Halt jetzt still und achte auf die Straße!“, fordert Lisa energisch.
„Wenn das jemand sieht“, gebe ich verstört zurück und werde langsamer.
„Das wäre doch schön. Das ist doch der Kick bei der Sache“, bringt sie ihre Ansicht auf den Punkt.
Ja, für sie ist es ein Kick, für mich als Mauerblümchen nicht. Gut, Mauerblümchen trifft es jetzt nicht so, aber so was offen zu leben kenne ich eben nicht.
Lisa spielt an der Eichel und streicht über das Bändchen.
„Uuuhhmmm“, stöhne ich unter leichtem Vorkrümmen auf.
„Haltung, mein Freund, Haltung!“, prustet sie.
Gelassen bleiben, bei solch einer Behandlung? Lisa hat sie doch nicht mehr alle! Sie reibt, knetet und stimuliert den Lümmel, als wolle sie ihn gleich bei der Autofahrt zum Spucken bringen. Und jetzt, jetzt nimmt sie auch noch die Eichel kurz in den Mund.
Wie soll ich mich da auf die Straße konzentrieren?
„Lisa, hör auf, wir bauen noch einen Unfall!“, fordere ich und versuche mit einer Hand ihren Kopf wegzuschieben.
„Spielverderber“, schnauft sie lachend, zieht sich aber zurück.
Bei einem kurzen Seitenblick sehe ich den Schalk in ihren Augen. Doch da ist noch mehr was ich darin ablesen kann. Zufriedenheit, Glück und eine gewisse Zuneigung.
„Ohh, wir werden sehr viel Spaß haben“, äußert sie euphorisch und haucht mir einen Kuss auf die Wange.
`Sie ja, aber ich auch? Vermutlich nicht immer´, konsterniere ich.
Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Zurück, nein, ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr. Sie hat mich am Haken, wie sie so schön sagte.

Bei der Akademie angekommen, wiederholt sich das Spiel vom Freitag. Lisa gesellt sich sofort zu ihrem Fanklub bei der Raucherinsel.
Wie angekündigt folge ich ihr nicht dahin und strebe gleich dem Unterrichtsraum entgegen. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch wie sie ihre Verehrer begrüßt und das verscheucht die Ameisen schlagartig.

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