Er wäre sich selten einer Sache so sicher wie bei ihr. Stimmt schon, er hat für sowas einen siebten Sinn. War bei Carola auch schon so. Seine Menschenkenntnis ist unglaublich, was das angeht.
Und Frauke … oh mein Gott. Frauke! Die hat ihm ja wohl völlig den Kopf verdreht. Wie klasse sie aussieht, wie gut sie sich auszudrücken weiß, wie gebildet sie ist … und, und, und!
Ganz ehrlich, ab Mittag kann ich das alles nicht mehr hören. Von da an gehe ich ihm aus dem Weg.
Obwohl, verstehen kann ich ihn schon irgendwie. Die Richtige war ihm bisher nicht vergönnt. Ist auch ein bisschen wählerisch, der Gute. Und wenn Frauke doch nun diejenige welche sein sollte, dann bin ich der Letzte, der sie ihm nicht gönnen würde. Sie ist eine tolle Frau, ohne Zweifel und ein schönes Paar sind sie allemal.
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Endlich Feierabend! Heute gibt’s nicht eine einzige Überminute. Ich will nur noch nach Hause. Möchte wissen, was die Ärztin gesagt hat und wie es dir geht.
Dein gepackter Rolli, über den deine Jacke gelegt ist, überrascht mich im Flur. Ein Schluchzen aus dem Wohnzimmer. Ein ungutes Gefühl steigt in mir auf. Was ist hier los? Du kauerst auf der Couch. Deine Schminke ist nur noch ein großer, dunkler Fleck auf dem Taschentuch in deiner Hand. Deine Augen sind rot und geschwollen. Du musst den ganzen Tag geweint haben. Dein Anblick versetzt mir einen tiefen Stich ins Herz. ‚Mitleiderregend‘ beschreibt das Bild nicht mal annähernd gut genug, welches sich mir bietet.
Auf dem Wohnzimmertisch liegt ein kleines blaues Heft. In der Mitte ist eine Frau mit einem Kind auf dem Arm als Schattenriss abgebildet. In dicken Lettern steht darunter: MUTTERPASS
Wortlos nehme ich das Heftchen in die Hand und schlage es auf. Es ist heute ausgestellt. Wortlos und fragend sehe ich dich an. Immer wieder laufen dir Tränen die Wangen herunter.
„Zweite Woche ungefähr, mehr kann man jetzt noch nicht sagen.
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