“, ist deine kurze Antwort auf meine ungestellte Frage.
Zweite Woche. Nur ungefähr. In meinem Kopf blättern die Kalendertage. Erst ich im Urlaub, dann Felix, dann wieder ich, dann wieder Felix, dann wieder ich. Mir zieht es gerade den Teppich unter den Füßen weg. Jetzt muss ich mich setzen. Aber ich muss einen Moment für mich allein sein. Kommentarlos lasse ich das Heft zurück auf den Tisch fallen. Dann gehe ich ins Schlafzimmer und schließe hinter mir die Tür. Diesen Schlag in die Magengrube kann ich gerade nicht verdauen. Bin ich wirklich der Vater? Oder ist es Felix? Beides ist zumindest theoretisch denkbar. Die Pille, ist sie wirklich zu 100% sicher? Dann kann es Felix nicht gewesen sein. Aber warum dann ich, wenn sie die Pille nimmt? Wie kann das gehen?
Ich kann gerade keinen klaren Gedanken fassen. Wie durch Watte höre ich, das draußen die Wohnungstür zugezogen wird. Du musst gegangen sein. Zumindest für heute wahrscheinlich die beste Lösung.
Ich fühle mich von der Welt betrogen. Allein gelassen. Vor einer halben Stunde war der Himmel noch hellblau. Und nun ist er mit tiefschwarzen Wolken verhangen.
Ich rufe meine Mutter an. Aber außer ein paar beruhigenden Ratschlägen, hat sie auch nicht viel zu bieten. Außer: ‚abwarten, wird sich schon klären‘ und solchen Sachen, kommt nicht wirklich viel Brauchbares von ihr. Klar, was soll sie auch sagen, was habe ich eigentlich erwartet? Dass sie mir rät, dich treulose Braut in den Tabak zu schießen? Nein, so einfach will und kann ich mir die Entscheidung auch nicht machen. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich der Vater des Ungeborenen bin, mindestens 50:50, vermutlich höher.
Mein Handy piept. Eine Nachricht von Frauke: „Sorry, habe deine Nummer von Kathi. Sie ist bei mir und völlig fertig. Es tut mir leid, dass das alles so verzwickt ist. Aber bitte, überleg es dir. Es ist sehr wahrscheinlich dein Kind. Ich würd‘s mir wünschen und Kathi erst recht. Ihr seid so ein tolles Paar und ich hätte dich gern als Schwager.“
Gedankenverloren lasse ich mein Handy auf meine Oberschenkel sinken. Sie hat recht. Ich muss mir meine nächsten Reaktionen sehr gut überlegen. Aber heute werde ich keine Lösung mehr finden. Fraukes Handynummer speichere ich gleich ab. Typisch IT-Mensch.
Marco! Jetzt ist der beste Zeitpunkt, ihn anzurufen. Hoffentlich strapaziert er seine Muskeln nicht gerade im Fitnessstudio. Ich habe Glück. Wir unterhalten uns lange. Fast zwei Stunden. Feinfühlig wie er ist, spürt er sofort, dass ich ihn gerade jetzt sehr brauche. Seine Meinung ist mir wichtig. Ich erzähle ihm nur, dass Kathi vor mir mit Felix zusammen war. Aber das weiß er natürlich schon. Und, dass er mit kleiner Wahrscheinlichkeit als möglicher Vater in Frage kommt. Mehr Details bekommt er von mir nicht. Es geht ihn schlichtweg nichts an.
Selbst nach diesem langen Telefonat bin ich einer Lösung kaum einen Schritt nähergekommen.
Es ist spät geworden. Die ganze Grübelei macht mich krank. Die letzten Tage, bzw. Erlebnisse, haben mein bisher so geordnetes Leben völlig aus der Bahn geworfen. Selbst die Trennung von Carola hat nicht so viel Unruhe in mein Leben gebracht. Vielleicht tust du meinem Leben einfach nicht gut. Vielleicht passt es mit uns einfach nicht und eine Trennung wäre dann das Beste für uns.
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