Die Freundin meiner Freundin

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Die Freundin meiner Freundin

Die Freundin meiner Freundin

Jürgen Lill

Aber dann dachte ich mir, dass Selina und Rahel sich seit vielen Jahren nicht gesehen hatten. Sie hatten sich sicher sehr viel zu erzählen und wollten ihre Erinnerungen auffrischen. Da hatte ich kein Recht, Zeit mit einer der beiden für mich zu beanspruchen. Um sie nicht zu stören und mich wie ein drittes Rad am Wagen zu fühlen, beschloss ich, mich während des Wochenendes dezent zurückzuziehen und einen befreundeten Fotografen zu besuchen.
Als ich zuhause dann aber erklärte, was ich vorhatte, widersprach Selina mir entschieden und erklärte, dass sie keinesfalls vorhätte, mich während Rahels Besuch zu vernachlässigen oder von ihren Gesprächen und Aktivitäten auszuschließen. Und auch Rahel bat mich, zu bleiben.
Es kostete nicht viel Überredungskunst, mich zum Bleiben zu bewegen. Ich hatte Selina noch nie etwas abschlagen können. Und in Rahels Bitte lag so viel Charme, dass ich meine Angst verlor, ich könnte die beiden während des Wochenendes stören.
Selina führte Rahel durch die Wohnung und zeigte ihr alles. Anschließend ging Rahel, die eine lange Zugfahrt hinter sich hatte, erst einmal duschen, während Selina einen kleinen Imbiss vorbereitete. Ich half ihr dabei.
Unsere Küche ist der zentrale Raum der Wohnung. Von hier aus geht es auf der einen Seite in den Vorraum und das Bad, auf der nächsten Seite ins Wohnzimmer und auf der dritten Seite in ein kleines Ess- und dahinter ins Schlafzimmer.
Als Rahel, nur in ein Badetuch gewickelt, hinter uns vorbei ins Wohnzimmer huschte, in das ich ihren Koffer gestellt hatte, war es mir nicht möglich, keinen Blick auf sie zu werfen. Es war nur ein kurzer Blick. Aber als ich mich wieder umwandte, lächelte Selina mich an und fragte: „Und? Wie gefällt sie Dir?“
Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass der erste Eindruck, den ich von Menschen habe, zumindest dann, wenn dieser Eindruck positiv ist, sich in den meisten Fällen als falsch erweist.

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Aus dem Leben gegriffen...?

schreibt Rover

So mancher unserer Kollegen des wundervollen Hobbys Fotografie ist sicherlich bereits ebenfalls diesem Dilemma begegnet, oft ist es zwar schwer, aber unumgänglich, die notwendige Professionalität zu wahren, auch als Amateur! So finde ich zum Beispiel die Verwendung einer Telelinse nicht übel, ich selbst praktiziere dies ebenso, aus Respekt vor dem Modell. Die Spannung während der shootingtermine ist sehr gut beschrieben, das After-Shooting ist allerdings ganz persönlich und hat mit dem Fotojob nichts mehr zu tun. Dennoch anregend und lesenswert! Ich wünsche Dir weiterhin gutes Licht und inspirierende Motive!

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