Die Freundin meiner Freundin

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Die Freundin meiner Freundin

Die Freundin meiner Freundin

Jürgen Lill

Selina war da eine absolute Ausnahme. In den viereinhalb Jahren, die wir uns nun schon kennen, habe ich gelernt, ihr bedingungslos zu vertrauen. Anderen Menschen gegenüber bin ich hingegen immer misstrauischer geworden. Ich bin privat und im Job schon zu oft belogen, betrogen und ausgenutzt worden. Verbunden mit meiner Schüchternheit ist das keine gute Basis, um neue Bekanntschaften einzugehen und Freundschaften zu schließen.
Ich zuckte also mit den Schultern und antwortete: „Sie scheint ganz nett zu sein.“
Selina kannte mich gut genug, um mich zu verstehen. Sie strich mir zärtlich über den Rücken und versicherte mir: „Das ist sie!“ Dann fuhr sie aber fort: „So hab ich es aber nicht gemeint. Ich wollte wissen, wie sie Dir gefällt.“
Wieder zuckte ich mit den Schultern, machte „Hm?“, während ich überlegte, wie ich es ausdrücken sollte und antwortete schließlich: „Gut.“
Selina lächelte mich an. Sie wusste, dass meine Antwort die ultimative Untertreibung war, ließ sie aber gelten.
Als Rahel sich wieder angekleidet hatte, aßen wir im Wohnzimmer, weil es dort gemütlicher war als im Esszimmer, das Selina und ich überwiegend als Arbeitszimmer nutzen.
Zuerst hörte ich der Unterhaltung der beiden nur zu. Dann kamen sie aber irgendwann auf meine Fotos zu sprechen. Rahel kannte schon einige davon von meiner provisorischen Homepage, noch mehr aber hatte Selina ihr schon gezeigt. Ich konnte aus Rahels Worten ihre Begeisterung für die Bilder hören, was mir auf der einen Seite natürlich schmeichelte, aber auf der anderen Seite sehr unangenehm war. Ich habe mich noch nie wohl dabei gefühlt, wenn ich mit anhören musste, wie andere Menschen über mich sprechen, egal, ob positiv oder negativ.
Nach einem unsicheren, fragenden Blick zu Selina und deren ermutigendem Nicken, wandte Rahel sich schließlich an mich und sagte mit einem bezaubernd scheuen Blick: „Ich wollte auch schon immer so schöne Bilder von mir haben.

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Aus dem Leben gegriffen...?

schreibt Rover

So mancher unserer Kollegen des wundervollen Hobbys Fotografie ist sicherlich bereits ebenfalls diesem Dilemma begegnet, oft ist es zwar schwer, aber unumgänglich, die notwendige Professionalität zu wahren, auch als Amateur! So finde ich zum Beispiel die Verwendung einer Telelinse nicht übel, ich selbst praktiziere dies ebenso, aus Respekt vor dem Modell. Die Spannung während der shootingtermine ist sehr gut beschrieben, das After-Shooting ist allerdings ganz persönlich und hat mit dem Fotojob nichts mehr zu tun. Dennoch anregend und lesenswert! Ich wünsche Dir weiterhin gutes Licht und inspirierende Motive!

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