Die Glocken der goldspinnenden Müllerin

Rotkerbchens Abenteuer - Teil 6

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Die Glocken der goldspinnenden Müllerin

Die Glocken der goldspinnenden Müllerin

Peter Hu

Du sollst nicht eher erlöst werden, als dass du eine Prinzessin findest, die bereit ist, dich in ihr Bettchen mitzunehmen; ...so grün und warzig wie du bist. Und eine ganze Nacht sollst du sie beglücken, bevor du deine menschliche Gestalt zurückerhältst!“...

Der Fluch war kaum ausgesprochen, da hüpfte auch schon ein dicker, warziger Frosch aus dem Sattel. Er verschwand von heller Panik getrieben im tiefen Brunnen der Königsburg. Denn in jenen Tagen, war Verfluchen noch eine verdammt ernste Sache.

Myriel Müllerstochter aber, stieg stolz vom schwarzen Pferd, ...und heiratete den alten König. Denn er hatte eine schöne Wohnung, war reich, ...und würde sicher bald sterben.

...Doch der alte Bock war zäher als erwartet. Das junge Weib gab ihm neue Kraft, ...und er bügelte es redlich. Bald glühte ihr Liebestörchen von den ständigen Attacken seines ledrigen Riemens. Und seine dritten Zähne mussten mehr als einmal vom Dorfschmied aus ihren hübschen Möpsen, ...oder auch aus den Hinterbacken gelöst werden. Das war nicht schön.

Am schlimmsten aber war, dass der König von ihr verlangte, Gold aus Hanffasern zu spinnen. Denn das mit dem Gebiss war zwar lästig, hatte aber auch seine angenehmen Seiten.

Wenn der Schmied die zwickende Prothese nämlich wieder aus ihrem Fleisch gelöst hatte, durfte der junge Handwerker sie regelmäßig trösten. Natürlich durfte der König nichts davon wissen. Aber der schöne Geselle war das Risiko wert. Er entschädigte Myriel vollkommen für die entgangene Liebeslust im königlichen Bett.

Doch eines Tages wurde Myriel schließlich dabei ertappt, ...und zur Strafe ins finstere Verlies gesperrt. Sie durfte es nicht eher wieder verlassen, als dass sie eine ganze Wagenladung Hanfkraut, zu funkelndem, tonnenschwerem Gold gesponnen hatte.

Da weinte das schöne Mädchen gar bitterlich. Sie weinte so bitterlich, dass ihr herzzerreißendes Schluchzen auch an das Ohr des wandernden Kobolds Rumpel von Stiel gelangte.

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