...Larissa C. Kraft hatte sich schon seit frühster Jugend mit dem Virus der „Chronischen Neugierde“ infiziert. Darum konnte sie auch keiner neuen Entdeckung lange widerstehen. Mochten sie auch noch so gefährlich sein.
Sie hatte inzwischen das Zentrum der großen Pyramide erreicht. Ein Paar typische Pfeil-abschuss-maschinen der Einsteigerklasse, hatte sie bereits mit Bravur überwunden. Ihre gut trainierten Muskeln auch schon wieder an einer stattlichen Zahl von Schwingstangen auf die Probe gestellt. Dann folgten spannende Klettereien an grobem Naturstein in schwindelerregenden Höhen. Nicht zu vergessen: Mörderisches Hüpfen auf knappen, morschen Holzpflöcken, …beinahe hätte sie diesmal das Gleichgewicht verloren. Denn der rechte Träger ihres extrastarken Sport-BH`s war gerissen (Beschwerde an den Hersteller während der Zwischenlandung auf Felsvorsprung wurde notiert). Ja, ein bisschen Todesangst gehörte halt dazu. Dieser Kick war einfach das Salz in der Suppe des Abenteuerrinnen-Berufs…
Doch endlich hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte: Ein bisschen Gold für die Reisekasse; ...aktuell in Form von zwei goldenen Zahnrädern. Man nahm halt mit, was man fand.
Sie waren Teil eines bemerkenswerten Wechselgetriebes, das mehrere Übersetzungsverhältnisse besaß. ‚Handelte es sich um eine Astronomische Uhr? …oder etwa nur um den simplen Antrieb dieses Lastenaufzuges, der einst vielleicht Priester und Opfer auf die Spitze der Opferanlage transportiert hatte?‘
Einerlei. Der 3:1 Zahnradsatz passte jedenfalls wunderbar in ihren kleinen Rucksack; ...war genau richtig für die Mission. Nicht zu leicht und nicht zu schwer, ...und besaß genügend Unzen, um ihr ein paar schöne Jahre in der Karibik zu finanzieren. Scheiß auf die Wissenschaft. Gewisse Rätsel mussten halt ungelöst bleiben, um Raum für spannende Spekulationen zu schaffen...
Beherzt griff die Raubarchäologin in das antike Ersatzteilregal und zog die Räder heraus.
Plötzlich klackte es bedrohlich. Sekundenbruchteile später traf sie ein wuchtiger Schlag in die Kniekehlen. Augenblicklich riss es die Heldin von den Füßen. Einen solchen Sicherungsmechanismus kannte sie noch nicht. Diese Falle war echt hinterhältig, ...und noch in keinem Handbuch für Raubgräber/innen vermerkt worden (‚würde sie sich gleich notieren, wenn sie dieses Abenteuer überlebt hatte‘). Jedenfalls hatte das Miststück von Fallenkonstruktör das Ding derart tückisch konstruiert, dass es sein Opfer automatisch auf eine bereitstehende Transportloore warf. ...Wieder ein Klacken. ...Die Bremsen lösten sich. ...Bemerkenswert langsam setzte sich das Gefährt in Bewegung. Denn es wusste, der Schlag in die Kniekehlen würde dem Opfer genügend Probleme bereiten, dass es nicht so schnell wieder auf die Beine kam, um rechtzeitig heraus zu springen...
Die vollbusige Raubwissenschaftlerin war in eine Art überdimensionale, rollende Mausefalle geraten. Zangenartig wurde sie plötzlich von zwei goldenen Bügeln umfasst. Der erste presste ihre Oberarme gnadenlos zusammen. Empfindlich schnitt das edle Metall in ihre mächtigen Titten. Denn er war für schmächtige Indios konstruiert. Der Zweite schloss sich um ihre muskulösen Oberschenkel, knapp über den Knien. ...‘Verdammt, das saß wirklich alles sehr eng‘...
Die Gottesanbeterin
6. Teil aus "Schwüle Nächte im Urwaldtempel"
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Die Gottesanbeterin
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