„Ich denke seit gestern ständig an Sie. Jede Minute, jede Sekunde“, sagt er, die Stimme rau. „An das, was hätte passieren können. Was schon gestern hätte passieren sollen“
Ich konnte das leichte Zittern seiner Hand spüren – und auch die leichte Unsicherheit in seiner Stimme. Diese wollte ich ihm nun nehmen.
„Es ist noch nicht zu spät.“
Wir fuhren zu ihm. Das Haus war leer, seine Frau bei ihren Eltern, das Kind bei Freunden. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss, und für einen Moment standen wir nur da, unsere Blicke ineinander verfangen. Dann überbrückte er endlich die Distanz, zog mich an sich, seine Hände fest, fast fordernd an meiner Taille.
Sein Kuss war erst zögerlich, als müsse er sich vergewissern, dass das hier wirklich geschah – dann wurde er drängender, hungriger. Ich spürte seine Unsicherheit, aber auch das Verlangen, das sich nicht mehr zügeln ließ.
Ich ließ mich fallen, gab mich dem Moment hin, ließ meine Finger über seinen Nacken gleiten, spürte, wie seine Haut unter meinen Berührungen zu beben begann. Es war ein Rausch, ein Befreiungsschlag – endlich durfte ich laut sein, hemmungslos, durfte genießen, ohne Kontrolle, ohne Zurückhaltung. Endlich musste ich nicht mehr ruhig sein.
Unsere Körper fanden schnell einen Rhythmus, als hätten sie sich schon lange gesucht. Als verstünden sie sich ohne Worte. Seine Hände glitten über meinen Rücken, erkundeten mich mit einer Mischung aus Scheu und Neugier, bis ich ihm zeigte, was ich wollte, was ich brauchte.
Er folgte mir bereitwillig, lauschte auf mein Flüstern, auf jedes verräterische Signal meines Körpers. Und jedes kleine Stöhnen von mir machte ihn selbstsicherer. Als er sich sicher schien, dass er mich und meine Lust verstanden hatte, übernahm er die Führung, ließ mich spüren, wie sehr er mich begehrte.
Wir waren gierig, aber nicht achtlos – jede Berührung, jeder Kuss war ein Versprechen, dass wir uns gegenseitig mehr schenken wollten als nur einen Moment. Wir stillten den Hunger des anderen, bis wir atemlos nebeneinander lagen, verschwitzt, erschöpft und doch vollkommen ruhig.
Die Kunst, ruhig zu bleiben
28 8-13 Minuten 1 Kommentar

Die Kunst, ruhig zu bleiben
Zugriffe gesamt: 1650
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.
Dezent und reizend
schreibt jostein