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„Das glaube ich kaum“, sagte Terry. Die haben wir frisch reinbekommen vor ein paar Tagen in Topeca.
Ich starrt auf das Druckdatum das klein links unten auf dem Rand stand: 10.07.
Ich las den Zettel: „Reward! Tod oder Lebendig. Gesucht wird dieser vielfache Mörder und Gewaltverbrecher. Bewaffnet und Gefährlich. Personenbeschreibung: Weiß, etwa 1,80 m, etwa 95 kg, Tatoo auf dem linken Handrücken.
Name: unbekannt. Hat sich selbst Hannibal Lecter genannt. Als zum Tode Verurteilter Anfang Juli aus der Haft in Hollis/Texas entkommen.“
Ich sagte nichts, drehte mich zu Terry.
Der gab mir die Hand: „Also, du willst es Dir überlegen? Das ist schön, ich würde mich freuen. Auf jeden Fall sei noch eine Nacht unser Gast und überlege in Ruhe.“
Noch eine Nacht Gast? Na, das war ich doch gern? Konnte ja sein, dass Kris noch einmal das Pelzchen juckte …
Einfach mal chillen
Ich setzte mich auf einen Stuhl vor dem Zug in die Sonne und reinigte meine drei Waffen. Für den Feuermal-Mann brauchte ich sie ja nun nicht mehr, aber für Sue. Ich überlegte was der Tod des Feuermal-Mannes mit mir machte und musste mit Erschrecken feststellen: Eigentlich nichts. Es hatte den Schmerz nicht gelindert, die Rastlosigkeit war nicht kleiner geworden. Würde ich Sue finden und würde mir ihr Tod Frieden geben? Die Chancen standen bei beiden Fragen nicht besonders gut! Und dann war da ja auch noch Hannibal!
Um mich herum herrschte geschäftiges Treiben. Ausrüstung wurde instandgesetzt, einige der Buggies gewartet. Auch Bruce tauchte auf, immer noch völlig verschwollen im Gesicht.
„Hast Du Dir keinen Krankenschein geben lassen?“
„Ach, willst du auch mal witzig sein ... Autsch, das tut weh, wenn ich lache.“
Dann enterte er die Krankenstation.
Kris schaute auch mal bei mir vorbei: „Ich hörte du bleibst noch ´ne Nacht?“
Als ich das bejahte, ließ sie nicht erkennen, ob sie das freute oder ob es ihr egal war. Guck an, kaum ist die Juckigkeit verflogen, dann gibt sich die feine Dame cool!
Gegen Mittag kam das Abholkommando für die Tanklastzüge. 20 schwerbewaffnete Männer in vier riesigen Pickups. Ich sah wie der Anführer mit Terry sprach und ihm einen dicken Umschlag überreichte.
Dann war offensichtlich Schule und Kindergarten aus, denn nun flitzten unter den wachsamen Augen der beiden Wachen an den Maschinenkanonen ein reichliches Dutzend kleiner und größerer Kinder in der Gegend herum und spielten.
Ich versuchte mir Klarheit zu verschaffen. Könnte das hier ein eine Alternative zu einem stationären Leben sein? War ich eigentlich überhaupt ein Farmer? War ich geschaffen für ein stationäres Leben? Da war ich mir sehr unsicher. War ich vielleicht wenigstens ein Händler oder machte ich mir da was vor? War ich gar kein Zivilist? Was hatte mir der Versuch der Sesshaftigkeit gebracht. Vor allem Leid. Meine verwundbarste Stelle war es offenbar nicht auf feste Beziehungen einzulassen. Ich dachte an Sandra und Jill und der Schmerz schnürte mir die Brust ab. Und nun Linda? Und wenn sich Geschichte wiederholt? War das hier vielleicht meine eigentliche Bestimmung? Oder sollte ich mich mit Linda und unserem zukünftigen Kind für ein Leben hier auf dem Zug entscheiden? Auf wenigen Quadratmetern, aber mit viel Freiheit und Abenteuern, die uns bis an die Ost- oder Westküste führen konnten. Ich war verwirrt …
Die letzte Jagd?
Nach dem großen Sterben – Teil 30
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Die letzte Jagd?
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