Die Innenstadt glich nachts, trotz landesweiter Ausgangssperre, oft einem Schlachtfeld. Zahlreiche öffentliche Gebäude waren durch Brandanschläge schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die Selbstmordrate in Indien war in den vergangenen zwei Jahren um das Zweieinhalbfache gestiegen, was Experten auf die zunehmend prekären Lebensumstände der ärmeren Bevölkerungsschichten zurückführten. Mehr als 80 Millionen Inder verfügten nach amtlichen Angaben über weniger als 15 Dollar im Monat und waren demnach unmittelbar vom Hungertod bedroht.
Auch in Berlin, Leipzig und sogar in Stuttgart flogen gelegentlich Pflastersteine und brannten Autos, was von den Mitgliedern aller im Bundestag vertretenen Parteien jeweils ausnahmslos scharf verurteilt wurde. Regierungssprecher S. hatte in seiner jüngsten Presseerklärung deutlich gemacht, dass „in einer modernen, marktkonformen Demokratie wie der unseren“ gewaltbereite Störenfriede das Recht auf Schutz durch die Gesellschaft verwirkt und mit allen Konsequenzen ihres unannehmbaren, antiliberalen Verhaltens zu rechnen hätten. Darin wusste die Regierung alle demokratischen Kräfte der Gesellschaft hinter sich. In einem gemeinsamen Kommuniqué hatten die beiden großen, christlichen Konfessionen den Waffengebrauch seitens der Staatsmacht gerechtfertigt. „Wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen!“, so der darin schlüssig zum Ausdruck gebrachte Leitgedanke.
*Nico hatte bei all den Veränderungen, die die neue Normalität mit sich brachte, noch Glück gehabt. Seit acht Monaten war er in Kurzarbeit, bekam jetzt wenigstens noch 50% seiner früheren Bezüge. Bei den massiv gestiegenen Kosten gerade genug, um die Miete seiner, in einem Wohnblock mit 40 Parteien gelegenen, Zwei-Zimmer-Wohnung und das Nötigste für den Lebensunterhalt bezahlen zu können. Mehr wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Wo hätte er das Geld ausgeben sollen?
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