Die Liebe in Zeiten von Corona

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Die Liebe in Zeiten von Corona

Die Liebe in Zeiten von Corona

Abdullah Quasseem

Einer seiner Ex-Kunden, ein ehemals erfolgreicher, selbständiger Caterer, war froh, wenigstens einen Job als Servicekraft in einer Krankenhauskantine zu einem geringfügig über Sozialhilfeniveau liegenden Lohn ergattert zu haben, um überhaupt noch die Kredite einigermaßen bedienen zu können, die sich bei ihm während des dauerhaft verlängerten Lockdowns angehäuft hatten, bevor er schließlich gezwungen war, endgültig Insolvenz anzumelden.
Wie viele andere waren zu Hartz-IV-Empfängern geworden und konnten selbst dann noch froh sein, wenn ihre Bezüge nicht gekürzt wurden, etwa weil sie aus Fahrlässigkeit oder Unkenntnis der gerade geltenden Bestimmungen gegen die strengen Maskenvorschriften verstoßen hatten? Die Bundesregierung hatte das erst vor wenigen Jahren verabschiedete Mindestlohngesetz wieder gekippt. Innenminister K. von den bürgerlich reaktionären Oliven, ein abgebrühter, weißhaariger Politprofi mit Harmloser-Opa-Image und vor der Regierungsbeteiligung seiner Partei als gleichstarker Partner der wirtschaftsdemokratischen Union, WDU, schon als Ministerpräsident eines Bundeslandes in Erscheinung getreten, hatte das in einem Tagesshow-Interview so kommentiert: „Wir müssen diesen Menschen doch eine Perspektive bieten. Wenn wir jetzt mit Gewalt an einem von den Umständen überholten Gesetz festhalten, riskieren wir, die Leute in die Obdachlosigkeit zu schicken, wenn sie einfach viel zu teuer sind für die Wirtschaft. Also, das wäre ja auch nicht gut.“ Das wurde vom überwiegenden Teil der Bevölkerung stillschweigend akzeptiert.
Sein Einkommen reichte zum Glück noch. Nico plagten andere Sorgen. Er war Single und zuhause fiel ihm einfach die Decke auf den Kopf. Schon sehr lange. Sein einziger Kontakt nach draußen war seit Monaten das Internet. Wenigstens das konnte man ohne gravierende Einschränkungen noch nutzen – sofern man sich an die Regeln hielt.

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