Ja es wurde allenthalben als das Kommunikationsmedium dieser Tage gepriesen. Allenfalls rechte Verschwörungsportale waren in letzter Zeit gesperrt worden. Aber dafür interessierte er sich ohnehin nicht. Er wollte keinen Ärger.
Was er am schmerzlichsten vermisste, war menschliche Nähe und Zuwendung. Zuweilen auch ein paar Streicheleinheiten und - natürlich - Sex.
Die Pornoseiten, mit deren Hilfe er sich Befriedigung verschaffte, wurden zusehends schaler. Manchmal bekam er beim Wichsen nicht mal mehr richtig einen hoch. Das machte ihm Sorgen. Schließlich war er noch nicht einmal Vierzig. Würde er noch seinen Mann stehen können, wenn es – irgendwann – wieder wirklich darauf ankäme? Live-Web-Cams, mit denen er es versucht hatte, hatten ihm nur für kurze Zeit einen Kick verschaffen können. Den Mädchen ging es doch nur ums Geld. Es war auf Dauer unbefriedigend, einfach nicht der wahre Jakob, trostlos.
Das Einzige, was ihm sein behördlich verordnetes Einsiedlerdasein noch einigermaßen erträglich machte, war sein Balkon. Seine Wohnung lag im dritten Stock und der Balkon, fünf mal zwei Meter groß, war nach Westen ausgerichtet. Nachmittags und abends lag er in der vollen Sonne. Hier konnte er an warmen Tagen noch ein wenig das Gefühl von Sommer und Freiheit genießen. Er hatte ihn üppig mit Pflanzen dekoriert, ein richtiger kleiner Dschungel. Oft ließ er sich an heißen Sommernachmittagen stundenlang, nackt in seinem Liegesessel die Sonne auf den Pelz brennen und stand nur auf, um sich ein frisches Bier zu holen oder sich, wenn es ihn ankam, drinnen einen runterzuholen. Sonst störte es ihn nicht, dass ihn die Bewohner der Wohnungen im vierten und fünften Stock des etwas schräg versetzt gegenüberliegenden Blocks sehen konnten. Sollten sie seinetwegen gaffen, wenn sie’s nicht lassen konnten. Soviel Freiheit durfte man sich auch in diesen Zeiten wohl noch gönnen.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.