Die Liebe in Zeiten von Corona

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Die Liebe in Zeiten von Corona

Die Liebe in Zeiten von Corona

Abdullah Quasseem

Am nächsten Tag war es wieder bewölkt. Trotzdem kam sie schon am Vormittag auf den Balkon. Da es kühler war als am Tag vorher, hatte sie ein Kleidchen an und sie beschäftigte sich wieder intensiv mit ihrem Laptop. Dennoch begegneten sich ihre Blicke immer wieder. Sie schien Nico inzwischen schon richtig vertraut. Sie hatten gegenseitig aufeinander masturbiert. Dessen war er sich absolut sicher. Eine junge Frau wie sie litt doch genauso unter der erzwungenen Enthaltsamkeit wie er. Als sie eine Pause machte, lehnte sie sich ebenfalls über ihre Balkonbrüstung und winkte ihm zu. Wie gut das tat. Er winkte freudestrahlend zurück. Dann verschwand sie für einige Minuten, um mit einer Tasse und etwas, das aussah wie ein Stück Karton, etwa in DIN A4 Format, bald wieder herauszukommen. Nachdem sie ein paar Schluck getrunken hatte, wobei sie unverwandt zu ihm hinübersah, setzte sie die Tasse ab, nahm den Karton und hielt ihn hoch, ihm entgegen. Sie hatte etwas draufgekritzelt, aber er konnte beim besten Willen nicht entziffern, was es bedeutete. Er machte eine hilflose Geste. Sie wackelte ein bisschen mit dem Kopf, deutet mit beiden Händen vor den Augen ein Fernglas an und ließ nun eine auffordernde Geste ihrerseits folgen.
Ja klar! Wenn das keine Aufforderung war? Er hatte doch ein Fernglas, nur wo? Er signalisierte ihr, abzuwarten, ging rein, fand es tatsächlich bei seiner seit langem ungenutzten Wanderausrüstung und kam, es triumphierend hochhaltend, wieder auf den Balkon zurück. Sie klatschte kurz stillen Beifall und hielt das Pappschild wieder hoch. Nico fokussierte das Glas. „ch.busch77@web.de“, stand dort, jetzt gut erkennbar, zu lesen. Helle Glöckchen bimmelten in Nicos Kopf. Ihr sanftes Gesichtchen war wirklich hübsch. Vielleicht war sie doch ein wenig jünger als er, nicht viel, höchstens zwei, drei Jahre. Zu schade, dass sie gerade etwas anhatte.

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