Man schrieb den Juni des Jahres 2022. Es waren unruhige Zeiten. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland, einem Land, das bis vor wenigen Jahren noch zu den wirtschaftlich stabilsten Regionen der Welt gezählt wurde, war auf 8,5 Millionen gestiegen. Das Renteneintrittsalter war seit Anfang des Jahres auf 60 Jahre gesenkt worden, was zugleich eine Kürzung aller Renten um 30% nach sich gezogen hatte. Im letzten August hatte die Bundesregierung den Einsatz der Bundeswehr im Inneren beschlossen. Seit Oktober wurde der Beschluss umgesetzt, um die der Bevölkerung wegen der anhaltenden Corona-Pandemie verordneten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen durchzusetzen. Dieser Schritt war laut Bundeskanzler M. unumgänglich geworden, da sich zuvor immer wieder Gruppen meist jugendlicher Personen in mehreren Großstädten dem Versammlungsverbot widersetzt hatten, was von der Polizei allein nicht mehr zu kontrollieren gewesen war und die Corona-Strategie der Regierung massiv gefährdet hatte. Mehrfach war es zu tumultartigen Auseinandersetzungen zwischen Polizeieinheiten und einem wütenden Mob aus Corona-Widerständlern gekommen, bei dem die Polizeikräfte mehr als einmal zum Rückzug gezwungen worden waren. Die Anwendung von Waffengewalt gegenüber uneinsichtigen Aufständischen als Ultima Ratio war vom Kabinett ausdrücklich legitimiert worden, nachdem in Europa zuvor schon Frankreich, Österreich und Spanien diesen Schritt vollzogen hatten. Verschiedene Klagen dagegen waren vom neuen Bundesverfassungsgericht wegen offensichtlicher rechtlicher Substanzlosigkeit abgewiesen worden. Über 19.000 Personen waren dem neuartigen und tödlichen Virus seit Ausbruch der Seuche, im März 2020, nach Angaben des RKI in Deutschland schon zum Opfer gefallen und dennoch gab es noch immer welche, die den Ernst der Lage nicht begreifen wollten.
Dabei war es in den meisten anderen Ländern, innerhalb und außerhalb Europas, noch deutlich schlimmer.
Die Liebe in Zeiten von Corona
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