Der Zug setzte sich in Bewegung und nachdem mich die Haarspitzen der älteren Dame unangenehm am Arm berührten, riskierte ich einen kleinen Schritt zu der Teenagerin hinüber, immer bemüht, ihr nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken. Die ersten Kurven wurden vom Zug mit einem verschliffenen Quietschton genommen, während kleine Stöße die Rothaarige animierten, sich um ihr Gleichgewicht zu kümmern. Sie erwies sich als standfest, obwohl sie sich nirgendwo festhielt und alles in den Knien ausbalancierte, während ich trotz eines Haltegriffs, drohte, zu weit in ihre Richtung getrieben zu werden. Igelspitz unterhielt sich mit einer Person, die von ihr verdeckt vor ihr auf einem Klappsitz saß. Plötzlich rutschten meine feuchten Finger ab und ich fiel gegen den Rotschopf. Sie nahm es gelassen, während ich um Verzeihung bittend die Schultern hob und lächelte. Sie sah mich an, aber ich konnte ihren Blick nicht deuten.
Um weiteren Kollisionen vorzubeugen, drehte ich mich weg von ihr.
In der nächsten Kurve spürte ich ihren Körper, der sich an mich lehnte und ihre spitzen Brüste, die über meinen Rücken strichen. Ich drehte mich um und sagte leise: „Je m`excuse.“
Sie lächelte mich an mit kleinen weißen Zähnchen unter einer Stupsnase: „Ich weiß, Sie sortieren mich in das berühmte Alter, da man nicht immer weiß, wer man ist, aber ich versichere Ihnen, wäre ich eine Französin, wüsste ich das.“
„Das trifft sich gut, denn ich kann kein Französisch. Ist nur so ein aufgeschnapptes Rudiment, weil auf Französisch sogar eine Entschuldigung hübscher klingt. Finden Sie nicht?“
Sie rückte näher und kam mit der Hüfte zwischen meine Beine. „Rudiment? – Du bist wohl ein ganz schlauer. – Aber was soll`s, wenn Du mich anmachen willst, bist Du richtig bei mir. Beschwer` dich nur nicht, wenn der Staatsanwalt dich antobt, laut Gesetz bin ich eine Minderjährige. Sie grinste, während sie sich an mir rieb.
Die Lyrikerin
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