Die Lyrikerin

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Die Lyrikerin

Die Lyrikerin

Tom Parker

Ich erzählte es ihr.
Sie knuffte mich in die Seite: „Armer alter Mann, wird von einer Minderjährigen angezündet.“
„Dabei habe ich mit jungem Gemüse nichts am Hut.“ brummelte ich.
„Sagte der Haase…“ lachte sie.
Als wir in die Hotelhalle einliefen, dämmerte es. Geraldine entschuldigte sich: „Muss kurz nach der Post schauen. Ich habe Freunde, die noch Briefe schreiben.“
Als sie meinen fragenden Blick sah, fügte sie hinzu. „Ist unter Lyrikern manchmal so.“
Aufatmend sackte ich in einem der riesigen, ledernen Ohrensessel zusammen und sah ihr nach, wie sie zur Rezeption ging.
Im Aufzug küssten wir uns vom zweiten bis zum vierten Stock. Bevor sich die Tür öffnete, fuhren wir auseinander, und ich sammelte im letzten Moment einen Speichelfaden ein. Doch niemand stand vor der Tür, bis auf einen kleinen Hund mit traurigem Blick und Schlappohren, die bis zum Boden reichten und der irgendwie verloren wirkte. Als Geraldine ihn ansprach, lief er den Gang entlang und verschwand in einer der Suiten.
Sie öffnete mit ihrer Karte die Tür, drehte sich zu mir um. „Last exit, wenn dir das hier zu schnell geht, betrachte Wagners Auftrag als erfüllt, den Rest schaffe ich auch allein.“
Statt einer Antwort drängte ich sie breitbeinig ins Zimmer. „Ich bleibe, bis sie mich rauswerfen. Ich glaube, man darf nicht als Besuch im Hotel übernachten, ohne sich anzumelden.“
Sie lächelte: „Stimmt, am besten, Du gehst schnell noch mal bei der Rezeption vorbei.“
Bei mir fiel der Groschen: „Die Post. Du hast mich angemeldet?!“
„Ich hoffe, ich habe das nicht umsonst getan.“
„Hast Du nicht.“
Wenige Augenblicke später rollten wir uns nackt auf ihrem Kingsize-Doppelbett, bis sie meinte, sie müsse ins Bad. Nach einer gemeinsamen Dusche, deren anregende Wirkung sich nicht allein dem heißen Wasser verdankte, landeten wir wieder im Bett.
Ich küsste ihre Perle ausgiebig und dem kehligen Stöhnen nach, war es das Richtige. Aber sie hatte anderes mit mir vor. Sie dirigierte mich auf den Rücken und ließ sich langsam auf mir nieder, wie eine regenschwere Wolke, bis ich im Nebel meiner Lust gefangen war. Über mir schwebten ihre Brüste und ihr Gesicht mit geschlossenen Augen.

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