Josh öffnete langsam die Augen. In seinem Kopf hämmerten schreckliche Schmerzen. Einen solchen Rausch hatte er seit seiner Jugend nicht mehr gehabt. Jetzt war er das Trinken einfach nicht mehr gewöhnt.
Es war schon fast Mittag. Zumindest wäre in der Schule die große Pause fast vorbei. Danach würde die Sportstunde für die 9b anfangen; seine Sportstunde. Aber er war nicht mehr Lehrer für Kunst und Sport im städtischen Gymnasium. Er war gar nichts mehr. Er hatte alles verloren, seinen Job, seine Wohnung, seine Freunde, seine Zukunft. „Warum?“ fragte er sich. „Warum ausgerechnet ich?“
Er war nicht eitel, aber er hielt sich fit, nicht nur durch den täglichen Sport in der Schule, sondern auch noch durch eine ganze Reihe anderer sportlicher Aktivitäten. Dann trug er auch die Haare länger, als die anderen Lehrer es taten. Und so war er in seiner Gesamterscheinung und in seiner freundlichen und frischen Art ein absolut jugendlicher Typ, auch wenn er sich heute uralt fühlte. Es war ihm nicht entgangen, dass viele Mädchen für ihn schwärmten. Und es war ihm auch nicht entgangen, dass ihn viele Schüler und einige Kollegen darum beneideten. Aber er hatte sich immer korrekt verhalten, hatte allen Verführungskünsten der Mädchen widerstanden, damit er nur ja keinen Ärger bekommen konnte. Aber mit dem Ärger, den ein Mädchen machen kann, das zurückgewiesen wird, hatte er nicht gerechnet. Erst eine Woche war es her, seit ihn die Polizei direkt aus dem Klassenzimmer geholt hatte. Er hätte angeblich Melanie aus der 8a vergewaltigt, warfen sie ihm vor. Aber er hatte Melanie nicht einmal angefasst. Eines Nachts war sie plötzlich vor seiner Tür gestanden, völlig aufgelöst, mit verheultem Gesicht und hatte ihn angefleht, bei ihm bleiben zu dürfen, weil sie nicht mehr nach Hause zu ihren Eltern konnte oder wollte.
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