„Halt still“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu mir, und ihre Finger wurden wieder fester, schneller, als wollte sie das Aufblitzen ihrer eigenen Vergangenheit wegdrücken.
Ein Ruf schnitt durch die Stille wie ein Messer: „Lisa! *Lisa!* Abendessen!“
Ihre Mutter. Die Stimme kam klar und ungeduldig aus dem Nachbargarten. Lisa erstarrte mitten in der Bewegung, die Mullbinde halb um meinen Schaft gewickelt. Ihr Kopf fuhr herum, die Augen weit aufgerissen, voller plötzlicher Panik. Sie sah an sich herab – ihr T-Shirt, ihre Shorts, alles war verkrustet mit meinem Blut und Sperma, der schwarzen Flüssigkeit, dem Schmutz der Folter und Erde. Ein Schrei der Hilflosigkeit erstickte in ihrer Kehle. Sie konnte so nicht gehen. Niemals. Lydia, die bisher regungslos und mit eisigem Gesicht zugesehen hatte, reagierte blitzschnell. Sie trat vor, legte eine Hand auf Lisas Arm. „Nein. Nicht so.“
Ihre Stimme war überraschend nüchtern, sachlich, die Gier und der Wahnsinn von vorher wie weggewischt. „Warte hier.“
Sie drehte sich um und lief mit schnellen Schritten ins Haus. Die Nachbarin beobachtete sie schweigend, dann wandte sie sich dem Gartenschlauch zu und drehte den Wasserhahn auf. Ein Zischen, dann ein gleichmäßiges Rauschen.
Lisa handelte ohne zu zögern. Sie stand auf, ihre Bewegungen waren hastig, fast panisch. Sie riss sich das blutverkrustete T-Shirt über den Kopf, stieß die Shorts von den Hüften. Sie trug keine Unterwäsche darunter. Nackt stand sie im letzten Abendlicht, ihr Körper schlank und jung, übersät mit dunklen Flecken und Spritzern meiner Verwüstung. Sie wandte sich dem Wasserstrahl zu, der aus dem Schlauch in der Hand der Nachbarin plätscherte. Sie trat direkt hinein. Das Wasser schoss über ihren Kopf, ihre Schultern, ihren Körper, spülte Ströme von Rot und Schwarz und Grau auf den Rasen zu ihren Füßen. Sie rieb sich heftig, fast besessen, mit den Händen über Arme, Brust, Bauch, Beine. Ihr Rücken war mir zugewandt, die Wirbelsäule deutlich unter der Haut, die Schulterblätter zuckten bei der heftigen Bewegung. Ich konnte nicht wegsehen. Trotz der Agonie, trotz der Mullbinde, die jetzt schon rot durchweichte, spürte ich ein dumpfes, unmögliches Pochen im Kern meines zerstörten Fleisches. Es war eine Reflexion, eine Erinnerung an Erregung, die durch den Schmerz hindurchzuckte.
Die Nachbarin … und Lisa
21 60-92 Minuten 1 Kommentar

Die Nachbarin … und Lisa
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Ob ich das hier lesen will?
schreibt ETroisfils