Die Straße entlang der Küste war endlos und die Landschaft langweilig. Das Meer hatte man rechts zwar immer vor Augen, die Küstenlinie aber nur, wenn der Verlauf der Straße es zuließ. Links war die trostlose Leere, die ab und zu von ein paar Häusern unterbrochen, von ein paar Bäumen belebt und eine paar Hügel aufgelockert war, aber es gab nichts, auf das man länger hätte schauen mögen. Auf dieser Landstraße fuhren zwar nur wenige Autos, er musste aber trotzdem ständig aufpassen, denn recht oft taten sich wahre Abgründe vor ihm auf, tiefe Schlaglöcher, die den Reifen sicher schwer geschadet hätten, wenn er in sie hineingeraten wäre. Er musste die Hindernisse rechtzeitig erkennen und umrunden, das hielt ihn wach, das half ihm, gegen den Schlaf anzukämpfen, gegen das Blei hinter den Augenlidern. Das Schlafdefizit der letzten Nacht, in der er kaum ein Auge zugemacht hatte, machte sich nun bemerkbar, nur die wenig schönen Erinnerungen halfen, ihn wachzuhalten. Was hatte diese Tussi nur bewogen, ihn einfach sitzen zu lassen, nachdem er lange mit ihr geflirtet, nachdem er sie zum Essen eingeladen hatte, nachdem sie auch noch bereit war, auf einen letzten Drink in die letzte Bar mitzukommen, die noch offen war und dort auf ihr gemeinsames Wohl anzustoßen. Die Aussicht, dass ein schöner Abend noch lange nicht zu Ende war, beflügelte ihn und er war um so enttäuschter, als sie plötzlich, ohne erkennbaren Grund verkündete, dass sie gehen müsse. Es sei sehr schön gewesen mit ihm, er sei ein netter Mann, aber nun müsse sie wirklich gehen, es täte ihr leid, aber sie könne nicht länger bleiben. Während sie ihr Handy herausholte, eine gespeicherte Nummer wählte, lächelte sie ihn bezaubernd an. Alle Versuche, sie zu überzeugen, doch noch etwas zusammen zu unternehmen, zum Beispiel in sein Hotelzimmer zu wechseln, halfen nichts. Schon kurz darauf hielt ein Auto vor dem Lokal und sie verabschiedete sich, mit einem weiteren Lächeln, aber ohne Küsschen, das bekam der Fahrer des Wagens, wie er durch die spiegelnden Scheiben des Lokals so halb mitbekam. Er war frustriert und ratlos und brauchte etwas als Trost, konnte aber nur mit Mühe noch einen letzten Drink ergattern, er war der letzte Gast und der Barmann wollte seinen Laden schließen. Der Abend, der so nett und Erfolg versprechend begonnen hatte, endete nun fast noch mit einem Rauswurf. Die Nacht im Hotel verbrachte er mit quälenden Gedanken, was er wohl falsch gemacht hatte, warum er soviel Zeit und Energie vergeblich investiert und einiges Geld nutzlos vergeudet hatte.
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