Die nasse Simone

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Die nasse Simone

Die nasse Simone

Anita Isiris

Klitschnass entstieg Simone in der Tiefgarage ihrem Subaru. Das Gewitter hatte unerwartet eingesetzt, und sie hatte es nicht geschafft, ihre Einkäufe rechtzeitig zu verstauen. Nun stand sie da, die Simone, mit triefendem Haar, und ihr weisses T-Shirt zeigte alles, was eine Frau von sich zeigen kann, wenn dünner Stoff an ihrem Körper klebt. Simone hatte eine absolut attraktive Figur, Body Mass Index BMI 23, obwohl sie bedauerte, nicht mit etwas grösseren Brüsten gesegnet worden zu sein. Vor einem chirurgischen Eingriff, der das hätte korrigieren können, schreckte sie aber zurück – nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr Gatte Steuerrückstände auszugleichen hatte. Somit fehlten der Familie die ca. 6.000 Euro, die Simone zu einer etwas prominenteren Oberweite verholfen hätten. Sie schlotterte am ganzen Leib, denn die Einstellhalle war ungeheizt. Gänsehaut an ihren Armen zeichnete sich ab, und ihre Nippel standen wie Bleistiftspitzen. Ach..., seufzte sie und beschloss, sich erst einmal umzuziehen und die Einkäufe später zu holen.

Dann erstarrte sie vor ihrer Haustür. Die Schlüssel lagen im Auto, genauso wie auch der elektronische Türöffner für ihren geleasten Wagen. Erneut betrat Simone die Einstellhalle, und es kam, wie es kommen musste: Die elektronische Sicherheitsverriegelung des geleasten Wagens war eingeschnappt – die Karre liess sich nicht öffnen. Simone hätte schreien können. Gnadenlos unangenehm klebte der Stoff an ihr, und sie verfluchte innerlich ihre Unaufmerksamkeit. Zuhause war noch niemand – die beiden Zwillingsmädchen spielten bei Freunden, und Klausi, ihr Göttergatte, arbeitete bestimmt noch für zwei weitere Stunden. Erreichen konnte sie ihn nicht. Weder kannte sie seine in ihr Smartphone einprogrammierte Nummer auswendig, noch konnte sie das Smartphone nutzen – es lag ebenfalls in ihrem Auto.

Simone blieb nichts anderes, als sich für die nächsten beiden Stunden auf die Steintreppe zu setzen, die ins Untergeschoss führte oder bei Bernd, ihrem alleinstehenden Nachbarn, zu klingeln. Zu Bernd hatte die Familie ein gutnachbarschaftliches Verhältnis. Simone war ausgesprochen männer-affin und hatte den gutaussehenden Bernd längst taxiert. Er entsprach dem Beuteschema der Fünfunddreissigjährigen, aber aus familienmoralischen Gründen verwarf sie jegliche Gedanken, die etwas mit Fremdgehen zu tun hatten. Andererseits hatte sie keine Hemmungen, sich den Männern im Wohnquartier zu zeigen, sie scharf zu machen. So geschehen im Vorjahressommer, an einem dieser höllenheissen, trockenen Tage, als man gemeinsam grillierte. Während die Familienmütter Peperoni zurecht schnitten, Pilze bereiteten und den Fond für den Braten herrichteten, setzte sich Simone im kurzen weissen Rock auf ihrer Veranda auf den Resopaltisch und zischte sich ein Bier. Es waren genügend Frauen am Werk. Genauso, wie sich Bienen auf eine Blüte stürzen, setzten sich sämtliche Familienväter, mit ganz wenigen Ausnahmen, an den Tisch zu Simone, um einen Blick auf deren schwarzen Slip zu erhaschen. Im Grunde ist der Slip einer Fünfunddreissigjährigen absolut nichts Besonderes; die meisten Frauen tragen einen. Es war die Situation, die die Schläfen der Quartiermänner pulsieren liess. Das Wissen, dass die Frau, die da mit leicht geöffneten Schenkeln auf dem Verandatisch sass und an ihrem Bier nippte, verheiratet und eine Mama war. Eine MILF, eine „Mother I'd Like to Fuck. Das Wissen, dass die eigenen Frauen sich um den Grill scharten. Das Wissen, dass weit und breit niemand Verdacht schöpfen würde. Es ging bloss um eine gutnachbarschaftliche Grillade, mit einem sehr direkten Blick auf Simones Höschen. Was die lüsternen Männer nicht ahnten: Frauen sind niemals blöd, und sie sehen alles. Die am Grill beschäftigten Mütter tauschten Blicke, und allen war klar, was da gespielt wurde.

Nun stand die noch immer triefende Simone vor Bernds Haustür und klingelte. Bei der letztjährigen Grillade war er noch nicht dabei gewesen, Simone wusste noch nicht einmal, ob Bernd möglicherweise schwul war, aber das würde sich rasch klären. Sie schwankte zwischen Frieren und Jagdfieber und fand es aufregend, in ihrem hilflosen und peniblen Zustand eine Männerwohnung erkunden zu können. Bernd öffnete prompt und sah Simone erstaunt an. „Was ist denn mit Dir los...?“, fragte er, und Simone erläuterte kurz ihr Schicksal. „Komm rein“, sagte Bernd freundlich, „ich habe eh gerade einen Tee aufgesetzt“. Simone wurde warm ums Herz, aber das Vordringlichste waren trockene Kleider. „Ich gebe Dir eins meiner Hemden“, sagte Bernd gastfreundlich, so, als könnte er Gedanken lesen. Er öffnete den Kleiderschrank im Korridor, und Simone zögerte nicht lange. Sie zog sich das klitschnasse T-Shirt über den Kopf und schlüpfte in Bernds Streifenhemd. „Möchtest Du vielleicht... duschen?“, fragte er freundlich. Bernd war alles andere als schwul, und der kurze Moment, in dem Simone ihm einen Blick auf ihren nackten Oberkörper gegönnt hatte, war ihm durch und durch gegangen. „Was für eine Frau“, dachte er bei sich, und „wenn Simone bei mir duscht, dann ist mein Bad so etwas wie geweiht, geheiligt sozusagen“.

Simone liess sich nicht zweimal bitten und betrat Bernds Dusche, während dieser ihr ein Frottiertuch heraussuchte. „Wie zuhause“, lud er sie ein und ging zurück in die Küche, wo er einer bunten Metallbox Kekse entnahm. Bernd war ein ausgesprochen fairer Typ, äusserlich zwar ein Womanizer, aber er wusste, was sich gehörte. Somit hatte er absolut keine Hintergedanken, was seine Nachbarin in ihrer desolaten Situation anging. Sie sollte es gemütlich haben bei ihm, und in gut zwei Stunden würde sie direkt gegenüber eine von ihrem Mann geöffnete Wohnungstür vorfinden. Das Prasseln der Dusche liess Bernds Herz allerdings höherschlagen, und er stellte sich Simone beim Einseifen vor. Ob sie untenrum rasiert war? Klar war die Frage kindisch, wenn nicht gar pubertär, vor allem heutzutage, wo Frauen auf tiktok die letzten Tabus niederreissen und alles von sich preisgeben – von chronischen Krankheiten bis hin zur Frage, wie man eigentlich eine Muschi wäscht oder rasiert oder einen Tampon einführt.

Bernd richtete das Tee-Service, während Simone sich unter der Dusche einen kleinen Tod, une petite mort, gönnte. Mit ihrem Klausi lief im Bett schon seit längerem nichts mehr, und die Fünfunddreissigjährige war notgeil, oder, um es etwas akademischer auszudrücken, so etwas wie nymphomanisch veranlagt. Sie liebte es über alles, Männer anzuheizen, um dann, einen Moment später, wieder die seriöse Familienmama zu spielen. Als ihre Kinder noch kleiner waren, hatte sie sich des Öfteren dabei ertappt, wie sie sich auf dem Spielplatz, vor den Augen der Familienväter, die ihre Kinder beaufsichtigten, bückte, um zum Beispiel einen Ball aufzuheben. Eine vollkommen unnötige Aktion eigentlich – Kinder sind blitzschnell und holen sich ihre Bälle selbst – notfalls auch dann, wenn sie sich in einem Baum verfangen haben. Trotzdem gab es Momente, in denen Simone sich nicht dazu schade gewesen war, etwa auf eine Leiter zu klettern, die von einem Papa mit umgebundenem Tragetuch festgehalten wurde. Und diesem Papa dabei einen direkten Blick unter ihren Sommerrock gönnte.

Reizen. Oder, um das in der Sprache von tiktok auszudrücken: Teasen. Simone war ein absoluter Teaser, eine, die den männlichen Tiger reizt, aber wehe, dieser macht einen Schritt, oder noch schlimmer, einen Sprung auf sie zu. Dann zieht sich eine wie Simone in ihr Familienmamaschneckenhaus zurück. Dabei hatte Simone eine ausgesprochen gesunde Psyche, sie war keineswegs, wie sich eventuell vermuten liesse, psychisch krank. Sie war einfach eine Fünfunddreissigjährige, Vielgereiste, die es noch einmal wissen wollte. Bevor sie Klausi an einem Betriebsfest hatte kennenlernen dürfen, hatte Simone zahlreiche Frösche geküsst, erster Sex mit 17, dann repetitiv, mit halben Schulklassen, mit dem einen oder andern Lehrer, dem einen oder andern Mitarbeiter, dem einen oder andern Nachbarn gar, und alle hatten Simones schönen Körper geniessen und an ihren hübschen kleinen Brüsten nuckeln dürfen. Auch über die ach so unterschiedlichen Schwengel hatte Simone sich gefreut, und sie war, was das Blasen anging, zur veritablen Expertin geworden, wovon nun Klausi, ihr Ehegatte, hätte profitieren können, so er das denn gewollt hätte. Aber eben. Im Ehebett herrschte Stillschweigen. Macht der Gewohnheit, Klausis Neugier auf Simones Körper war versiegt, was dieser zunehmend dämmerte. Wie fast bei allen Ehepaaren schwieg man das Thema aber tot.

Nun denn, es gab ja noch ganz viele andere Männer, und Simone stellte mit Genugtuung fest, sogar im lokalen Lebensmittelgeschäft, dass die Männerblicke noch immer mit Wohlwollen an ihrem Körper entlang glitten.

Weil Simone vom Regenguss bis auf den Slip durchnässt worden war, liegt es auf der Hand, dass sie unter Bernds Hemd nach dem Duschen nichts trug. Lächelnd, mit verstrubbeltem Haar, betrat Simone das Wohnzimmer, wo Bernd sie auf der gemütlichen Couch erwartete. Simone sah in Bernds gestreiftem Hemd umwerfend aus. Es reichte ihr knapp über die Hüften und war gerade lang genug, um nicht zu viel von ihrem Körper zu verraten. Zu wenig aber auch nicht – Bernds Augen ruhten auf Simones nackten Schenkeln. „Setz Dich, Dein Tee ist bereit“, sagte er einladend. Simone machte es sich bequem und setzte sich, wie sie sich das seit jeher gewohnt war, im Schneidersitz hin. Und jetzt gab sie den Blick auf ihren hübschen Landing Strip frei, was Bernd nicht entging. Sein Blick streifte sekundenschnell Simones intimes Plätzchen, dann suchte er ihren Blick. Die beiden unterhielten sich über Gott und die Welt, und je intensiver die Gespräche wurden, desto entspannter gab sich Simone, bis sie ihre Hände auf die Knie legte und somit eine echte Meditationspose einnahm. „Du bist wirklich schön, Simone, lass Dir das gesagt sein. Darf ich Dich... mit meinem neuen Handy... fotografieren?“ Simone liess sich ihre Überraschung nicht anmerken, aber sie zeigte sich ja gerne und gestattete ihrem Nachbarn ein paar Fotos. Bernd setzte Simones Antlitz ins Bild, machte ein paar Aufnahmen, in denen er diskret einen Ausschnitt wählte, der nicht zu viel von Simones Körper zeigte, dann ergriff ihn seine männliche Neugierde, und er zoomte Simones Landing Strip heran, der in der Meditationspose, mit dem Streifenhemd, das sich über Simones Knien spannte, prima zu sehen war, und er drückte den Auslöser. Wie schon viele Frauen vor ihr, so hatte er nun auch Simone verewigt, Foto-Fetischist, der er war. Simones Intimfotos würde er in die Cloud hochladen, die er in einem „lifetime“ Abonnement gebucht hatte – um monatliche Einzahlungen zu vermeiden.

Simone lächelte wissend. Sie schob Bernds Hemd ein bisschen zurück und gab noch mehr von ihrer Nacktheit preis. „Kein Problem, Bernd, vielleicht kann ich mich ja so revanchieren“. Diesem blieb die Spucke im Hals stecken, und es kam zu einer spontan-geilen Fotosession, in der Simone ihrem Nachbarn, alles, wirklich alles von sich zeigte, bis hin zu ihrem zarten rosa Poloch und ihrer Vulva. Bernd knipste und knipste und knipste. Simone auf der Couch, im Vierfüssler. Simone auf dem Teppich. Simone auf dem Küchentisch. Simone am offenen Wohnzimmerfenster, mit wolkigem Hintergrund. Simone, in der Badewanne stehend. Simone beim Frisieren, mit nacktem Oberkörper. Simone bei der Selbstmassage, Brüste, Bauch, Vulva. Simones Füsse. Immer wieder Simones Füsse, die sie, beweglich, wie sie war, sogar bis zu ihren Ohren hochziehen konnte. Bernd blickte das Paradies und fotografierte Simones Damm.

„Ich denke, mein Klausi kommt jetzt bald“, sagte Simone mit einem unschuldigen Augenaufschlag, und es versteht sich von selbst, dass die beiden sich zum Abschluss einen Quickie gönnten. Es ging nicht anders, Bernd musste die Familienmama stossen, wieder und wieder, kräftig und rhythmisch. Dabei verlor Simone fast den Verstand, und die fünf Minuten waren für sie eine gefühlte Ewigkeit. Eine Ewigkeit in Farben, die noch kein Mensch je geblickt hat, eine Ewigkeit mit noch nie gehörten Klängen, eine Ewigkeit nachbarlicher inniger Leidenschaft.

Dann liessen die beiden Turtelnden voneinander ab. Simone suchte ihre nassen Klamotten zusammen, bückte sich zu Bernds Freude nochmals, zeigte sich ihm in ihrer intimen Schönheit, dann streifte sie sich Bernds Streifenhemd über, verliess seine Wohnung und fand ihre eigene Wohnungstür gegenüber geöffnet vor.

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