Patricia, oder womöglich eine Angestellte, hatte angerichtet. Es gab Lachsbrötchen, knusprige Toasts und eine grosse Kanne Eistee. Am liebsten hätte ich mich gleich auf die Brötchen gestürzt, was mir der Anstand natürlich verbot. Dann fiel es mir auf. Auch im Salon, wie Patricia den grosszügigen Raum nannte, hingen Bilder von nackten Frauen und kopulierenden Paaren, wie in meinem Atelier, nur grösser. Täuschte ich mich, oder erinnerte mich die Frau an jemanden? Die Ausstellung wirkte keineswegs vulgär oder gar peinlich – die Bilder fügten sich perfekt in die Umgebung ein, in die helle, warme, freundliche Atmosphäre, in die sanftweiss gemalten Wände, die auf schöne Art mit dem hellgrauen Granitboden kontrastierten. Es hätte mich gereizt, das Paar auf die omnipräsenten erotischen Bilder anzusprechen, ich war ja Künstlerin, aber ich vermied das Thema tunlichst. Amal verfolgte jede meiner Bewegungen, und natürlich streifte sein Blick auch meinen Busen. Es hat mir noch nie etwas ausgemacht, meine Titten herzuzeigen, das machen heutzutage fast alle, Brüste gehören zum Leben einfach mit dazu. Man wird nicht auf offener Strasse vergewaltigt, nur weil man Brüste hat, aber meine Oberweite hat schon viele Männer, und seien es Schalterbeamte, Taxifahrer oder Lehrer, milde und freundlich gestimmt – somit setzte ich sie ganz gezielt ein, meine Boobs. Nicht ostentativ wie etliche meiner vulgären Kolleginnen, sondern einfach so by the way.
Wir unterhielten uns über dieses und jenes, aber dann konnte ich es kaum erwarten, weiterzuarbeiten – die Farbe war mittlerweile bestimmt getrocknet. Im Atelier angelangt, reizte es mich, die blitzblank gereinigte Dusche auszuprobieren – in meiner eigenen bescheidenen Bleibe gab es nur ein schimmliges Badezimmer, einen fensterlosen Raum, der dringend sanierungsbedürftig war. Ich entkleidete mich, nicht ohne vorher die Ateliertür abzuschliessen.
Die Porzellanmalerin
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Die Porzellanmalerin
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