Haralds Augen schließen sich beim Finale und mit ihm kommt die Ernüchterung.
Handbetrieb in der Dusche, weil er zu feige war, das Angebot anzunehmen. Nur Fantasien von dem, was hätte sein können, wenn ihm seine Ängste nicht wieder einmal im Wege gestanden hätten.
Sich selbst beschimpfend, versucht er den widerspenstigen Glibber in den Abfluss zu befördern, was sich schwierig gestaltet.
Bald darauf betritt er das Matratzenlager. Bettina und Carsten sind allein. Karin ist bereits in der Dusche wird ihm erklärt, doch Harald fühlt sich nicht wohl in seiner Haut.
Er weiß nicht genau warum, aber er fürchtet Bettina verletzt zu haben und er hasst sich für seine Feigheit.
Kaum wagt er es, die beiden anzusehen. Als er schließlich doch den Blick von Bettina trifft, sieht er in ein lächelndes Gesicht.
„Alles gut“, formen die Lippen, doch seine innere Beklemmung kann das nicht ganz beseitigen.
Bald darauf liegen alle in ihren Schlafsäcken und nichts von dem folgenden Gespräch deutet auf das hin, was geschehen ist.
Erst lange, nachdem der Gesprächsstoff der vier versiegt ist, bemerkt Harald, dass auch Karin noch keinen Schlaf gefunden hat.
Sie ruckt an ihn heran und flüstert in sein Ohr:
„Schade, dass Bettina nicht Single ist.“
„Wieso?“, fragt Harald verständnislos nach.
„Naja, da hättest du vielleicht wieder mal …“
Harald stockt der Atem. Hat Karin doch etwas mitbekommen? Ist sie verletzt? Und meint sie das ernst?
„Du hast ja Gedanken“, antwortet Harald ebenso leise. „Wie kommst du darauf, dass es dazu hätte kommen können?“
„Sag bloß, dir ist nicht aufgefallen, wie sie dich angeblickt hat. Wie sie an deinen Lippen hing bei den Gesprächen. Und dir gefällt sie doch ganz offensichtlich auch.“
Wumm, das sitzt! Karin hätte es ihm zugestanden, auch wenn sie daran zu knaupeln gehabt hätte.
‚Was ist nur los mit uns‘, denkt Harald und grübelt die halbe Nacht über seine Wünsche, Ängste und die Aussage seiner Frau.
Verpasste Gelegenheiten, verdrängte Sehnsüchte, Veränderungen im Denken und Verhalten, beschäftigen die beiden Radler bei der weiteren Fahrt.
Und Harald kasteit sich selbst wegen seiner Feigheit.
Die Radtour
Sehnsüchte, Träume und Gelegenheiten: Teil 1
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